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Channel: Diskussion – Kontravers
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Fight right!

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streiten

Wie ich die deutsche Streitkultur empfinde…

HR Info hat gerade eine neue Seite ins Leben gerufen: besser streiten. Recht haben sie. Wir müssen mal kontravers über die deutsche Streitkultur diskutieren und verhandeln. Da tut sich nämlich was, und das ist gut so.

Auf der Seite kann mensch mitdiskutieren, Streitregeln definieren und sich einbringen. Gerade was dieses soziale Neuland Internet betrifft, eine riskante Sache, aber gut so. Und mutig. Wir Deutschen neigen nämlich dazu, unsere Persönlichkeit zu spalten, was Streits angeht: Entweder lassen wir sie vollkommen eskalieren (Prügeleien und Messerstechereien in der Öffentlichkeit, Angriffe im Internet unter der Gürtellinie) oder wir streiten einfach vollkommen destruktiv (privater Bereich).

Während in den südlichen Ländern durchaus mal ein Teller fliegen darf, gilt das bei uns als höchst unangemessen. Während im Norden auch mal Tränen laufen dürfen, gilt das bei uns als Unfair Play. Warum eigentlich? Streit ist doch etwas Emotionales und muss das auch sein dürfen. Nicht umsonst gibt es im Englischen keinen speziellen Begriff dafür, sondern ist mit fight dem Kampf gleichgestellt. Es geht schließlich genau darum, Position zu beziehen, ein Bedürfnis auszudrücken, für sich selbst zu stehen, etwas zu formulieren, wofür man steht. Insgesamt also etwas sehr Positives. Warum verwehrt sich der Deutsche da jeglicher Emotion?

Das sollte nicht falsch verstanden werden: Ich bin dagegen, sich bei Streits in die Haare zu gehen, sich gewalttätig (körperlich und sprachlich) anzugreifen oder ähnliches. Aber mensch muss eben auch herauslassen dürfen, was einen beschäftigt und offenbar belastet. Dass das nicht ohne emotionale Ausbrüche geht, das ist doch irgendwie logisch und folgerichtig. Das am Teller auszulassen, ist der richtige Weg, dem tut es nicht weh, und wir haben Druck abgelassen, ohne den Streitpartner zu verletzen.

Streitpartner finde ich dabei einen ganz wichtigen Begriff: Meiner Meinung nach sollten Streits stets konstruktiv und respektvoll bleiben. Sobald sie argumentativ nur noch in ein „Du bist doof!“ oder „Ist eben so.“ übergehen, ergeben sie keinen Sinn mehr und schaden der Beziehung nur noch. Denn eins sollen sie schließlich immer sein: Beziehungsarbeit. Wir streiten, um unsere Beziehungen zu verbessern. Auf jeder Ebene, von der Familie, über Freunde bis hin zur Liebe. Dass die von Anfang an perfekt sind, dass uns nie etwas stört, dass wir immer auf Augenhöhe sind, das ist utopisch. Und um da Stellschrauben zu haben, müssen wir ausfechten. Wir müssen sagen, was uns stört, um das Gleichgewicht herzustellen. Die Konsequenz wären andernfalls Beziehungen, die unzufrieden und unausgeglichen machen. Langfristig unglücklich.

Deswegen ist Streit etwas Positives und nichts, vor dem sich gefürchtet werden müsste. Das vermieden werden müsste. Oder gar ein schlechtes Zeichen für eine Beziehung. Dazu finde ich allerdings zwei Dinge besonders wichtig: Streits dürfen keine überhand nehmen, und es sollte stets ein (positiver) Abschluss gefunden werden.

Wenn sich in Beziehungen nur noch gestritten wird, dann stimmt etwas Grundlegendes nicht (mehr). Dann sollte darüber nachgedacht werden, was grundsätzlich nicht in Ordnung ist – und überprüft, wie und ob sich das beheben lässt. Und wenn ein Streit im Nichts endet, wenn nicht zu Ende verhandelt wird, sondern einer türknallend den Raum verlässt oder schlafen geht, dann sorgt das langfristig für Frustration. Etwas, was keiner Beziehung gut tut.

Dasselbe gilt natürlich nicht nur im privaten Bereich, sondern ebenso im Politischen: Auch hier neigen die Deutschen zu einer Streitvermeidungshaltung, die ich als sehr negativ empfinde. Denn: Gerade hier müssen doch Positionen bezogen, vermittelt und ausgefochten werden. Wie kann ich etwas verhandeln und Entscheidungen treffen, wenn ich entweder nur ja sage, mich dem Ganzen vollkommen entziehe, indem ich ihm seinen Lauf lasse, oder alles ablehne? Das ist keine Streitkultur. Vor allem im Land der Dichter und Denker.

Daher: mehr Streits, mehr Offenheit, mehr Diskussionen, mehr Kontraversen. Wie schon der Herr im Himmel sagte: Fürchtet euch nicht!


Die neuländische Bildungsferne

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Warum Kindern Digital Literacy beigebracht werden sollte…

Digital Literacy. Was ist denn das? Das ist das, was wir alle beherrschen sollten, aber kaum einer tut. Das, was unsere Zukunft von der Dystopie abhalten könnte. Zumindest, wenn wir uns damit auseinandersetzen würden. Tut ja aber keiner. Ist ja unkomfortabel.

Dass das Internet böse ist und Google, Amazon und Facebook* die Weltherrschaft an sich reißen werden, haben wir ungefähr so oft gehört wie „Punktrechnung geht vor Strichrechnung“ im Mathe-Unterricht. Gekümmert hat es die meisten nicht wirklich. Verstanden haben es die wenigsten. Wir wissen auch, dass es die ein oder andere Cloud gibt, die nichts mit dem Wetter zu tun hat, und dass Big Data und Big Brother viel gemeinsam haben. Wissen wir alles, kümmert uns wenig.
Dass das in der Zukunft problematisch werden können, zeigen uns Dystopien seit den 80er-Jahren. Überwachungsstaat, keine Individualität mehr, Abhängigkeit von internationalen Konzernen, die alle nur unser Bestes wollen, unser Geld. Wir reden uns heraus mit fehlenden Optionen, mit Wahllosigkeit, mit dem Wunsch, mit Freunden und Bekannten in Kontakt bleiben zu wollen. Was wir eigentlich meinen, ist der Wunsch nach Bequemlichkeit. Wir wollen uns gar nicht damit auseinandersetzen, warum DIE jetzt genau böse sind, was DIE genau machen, wer DIE eigentlich sind und welche Alternativen es zu DENEN gäbe. Das würde uns unsere wertvolle Zeit kosten, in der wir doch bei Google Shopping Preise vergleichen können, um dann die Ergebnisse per WhatsApp oder Instant Messenger teilen.
Schlimm ist, dass wir es genau wissen und nichts dagegen tun. Schlimmer ist, dass eine Generation nachwächst, die die Augen komplett verschließt, weil sie es so vorgelebt bekommt. Warum sollte ich Facebook schlimm finden, wenn Mama da auch angemeldet ist? Ich googele, weil Papa das auch macht. Es gibt noch andere Nachrichtensysteme als WhatsApp? Kenn ich nicht. Benutzt meine Familie nicht.
Das Traurige daran ist, dass es momentan niemanden gibt, der diesen Kreislauf zu durchbrechen vermag. Die Elterngeneration befasst sich aus Desinteresse und Komfortbedürfnis nicht mit dem Thema und ist folglich nicht in der Lage, ihre Küken auf die große, böse Welt vorzubereiten. Ja, wer denn dann?
Aus diesem Grund sollte Digital Literacy – die Auseinandersetzung mit und die Aufklärung über die politische Bedeutung der digitalen Welt – meiner Meinung nach als Schulfach eingeführt werden beziehungsweise Teil des Informatikunterrichts (oder sogar des Politikunterrichts?) werden. Kinder müssen nicht nur lernen, wie sie das Internet nutzen können – das bringen sie sich weitgehend sehr gut selber bei –, ihnen müssen auch die Gefahren desselben bekannt sein. Wie sie damit umgehen, das ist dann wiederum allein ihre Sache, aber die Grundlage des Wissens, die dürfen wir ihnen in unserer komfortablen Blindheit nicht nehmen. Das ist verantwortungslos. Andernfalls nehmen wir ihnen die Möglichkeit, das Internet nicht nur intuitiv nach dem Learning by doing-System bedienen zu können. Das bekommen sie wunderbar hin. Sie müssen nach dem Unterricht auch nichts ändern. Sie müssen nur wissen, was sie tun.
Eine Frage bleibt allerdings: Wer soll aufklären? Die heutigen Lehrer haben oftmals selbst keine Ahnung von der Materie. Firmen würden sich vermutlich darum reißen, sind aber aus recht offensichtlichen Gründen nicht unbedingt die besten Lehrkräfte. Wer also sonst?

*Liste beliebig erweiterbar

Friss Scheiße!

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Warum ich meine Einstellung zum Mainstream nochmal überdenken muss…

„Eine Million Fliegen können sich nicht irren.“ So lautet das Ende des titelgebenden Sponti-Spruches. Purer Sarkasmus natürlich – und so etwas wie ein Lebensmotto für mich. Inzwischen zumindest. Natürlich habe ich früher Klamotten bei H&M gekauft und die BRAVO gelesen und zugegebenermaßen kommt das auch heute noch vor. Aber im Großen und Ganzen suhle ich mich in einem selbstverliebten Individualitätswahn.
Große Brillen fand ich cool, bis sie alle cool fanden. Die Neon konnte ich lesen, bis mir die Artikel nicht mehr aussagekräftig und innovativ genug waren. Eulen fand ich niedlich, bis sie plötzlich auch in stationären Geschäften in Form von Ohrringen, Shirts und Taschen auftauchten. Bubble Tea und Kaffee Latte fand ich nie cool. Aber ich denke, das Prinzip ist klar.

Ich mag es, wenn wir alle nicht in einer Einheitsbrei-Masse untergehen. Ich mag es, wenn ich Kleidung, Schmuck und Frisuren sehe, an denen ich mir erfreue oder störe. Die irgendwie auffallen. Weil sie etwas Besonderes sind. Ich mag es, wenn Leute etwas aus sich machen. Die Deutschen neigen zu 08/15, was ihr Äußeres angeht. Jeans, Pulli, fertig. Da wird im schlimmsten Fall nicht mal drauf geachtet, ob irgendwas zusammenpasst. Von den klischeehaften Tennissocken in Sandalen will ich gar nicht anfangen. Was die Mode angeht, finde ich den Mainstream immer noch ganz furchtbar.
Aber: Es gibt ja auch so etwas wie eine Mainstreamkultur. Das, was in den berühmten Feuilletons nur mit gerümpfter Nase besprochen wird. Das, was in den Bestsellerlisten ganz oben steht. Und um das ich aus Prinzip mit ebenso gerümpfter wie erhobener Nase einen Bogen mache. Machte? Ich bin verunsichert.
Warum? Weil ich jetzt schon mehrmals in diesen Bereich eingetaucht bin (natürlich unter Zwang, freiwillig würde ich so etwas niiiie machen), ohne dass ich dabei Schaden genommen hätte. Ich sag’s sogar ganz leise: sogar mit Spaß. Konkret habe ich gerade „Er ist wieder da!“ konsumiert. Wir erinnern uns: Hitler ist zurück, wird Comedian,… Dieses Cover mit scherenschnittartigem Hitlerbart und -frisur. Jedenfalls fand ich es großartig. Es ist leicht geschrieben, sicher keine Hochliteratur, aber es wirft gesellschaftliche Fragen auf, bei denen ich mir kontravers die Hände reibe. Und das ist das, was Literatur für mich soll. Beziehungsweise Kultur im Allgemeinen. Ich möchte Denkanstöße, und die kriege ich hier. Nur weil eine Million Fliegen es gut fanden, muss es nicht schlecht sein.
Das bedeutet nicht, dass ich mich jetzt die Bestsellerlisten auf und ab lesen möchte. Dazu gibt es einfach zu viele Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt, die mir doch interessanter erscheinen als beispielsweise der berüchtigte Darm. Wir alle haben ja auch nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Aber: Ich nehme zumindest mit, dass ich mich nicht gegen Dinge sperren sollte, nur WEIL sie auf der Bestsellerliste stehen. Vielleicht also muss ich mich da einer gewissen Überheblichkeit doch langsam mal entledigen. In „Hummeldumm“ lesend, muss ich dann aber zumindest fortan definitiv einen Dawanda-Rock tragen, um meine Individualität hinreichend zum Ausdruck zu bringen.

Amazon Grace

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Warum Amazon kacke ist und ich trotzdem da kaufe…

Ich habe ständig den Eindruck, ich müsse mich dafür rechtfertigen, Amazon nicht zu boykottieren. Amazon ist böse. Amazon zahlt nämlich nicht gut. Urlaub da ist auch so ne Sache. Amazon führt das Zweiklassenkundensystem ein. Und überhaupt haben die da viel zu viel Macht. Ich weiß. Und trotzdem bestelle ich in wiederkehrender Lethargie bei Amazon. Böses Mädchen ich.

Moral ist ja so eine Sache. Bin ich grundsätzlich voll pro. Moral ist prima. Konsequenz auch. Beides zusammen halte ich mittlerweile für unmöglich. Wollte ich absolut moralisch in allem sein, müsste ich als Selbstversorger fernab der Zivilisation leben. Abgesehen davon, dass ich einen braunen Daumen habe, will ich das aber eigentlich gar nicht.
Ich esse keine Tiere. Auch keine Fische. Hin und wieder gönne ich mir aber ein kleines bisschen Bio-Lachs. Bio-Eier auch, sogar deutsche. Ich verzichte aber nicht auf gute, günstige Milch oder Joghurt ohne Bio-Siegel. Oder Käse. Ich lebe nicht mal vegan, ich Luder.
Wenn ich einen ganz verrückten Tag habe, dann bestelle ich mir Kontaktlinsen im Internet, die ich auch beim erfahrenen, teuer ausgebildeten Optiker im teuren Laden in der Stadt hätte kaufen können. Ganz manchmal esse ich Ananas, von der ich vermute, dass sie nicht in Deutschland großgezogen wurde. Meinen Regenschirm habe ich für 5 Euro in der Drogerie erstanden – und ich vermute einfach mal, dass das Material eigentlich mehr kosten müsste. Ich kaufe Shirts für 5 Euro und meine Zahnpasta ist in einer Plastiktube gefangen. In den Urlaub würde ich durchaus auch gerne mal wieder fliegen. Ich könnte weitermachen, die Liste meiner Verfehlungen ließe sich tatsächlich noch weiterführen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, sogar recht problemlos.
Ich weiß, dass ich moralisch nicht perfekt lebe, ich bin nicht unantastbar, ich mache vieles, das moralisch verwerflich ist (vieles!). Aber ich schäme mich trotzdem nicht. Dafür schäme ich mich zugegebenermaßen wiederum ein bisschen. Ich weiß, dass ich mich mehr engagieren könnte, aber ich habe den Eindruck im Rahmen meiner Möglichkeiten das Bestmögliche zu tun, ohne meinen Komfort einzuschränken.
Natürlich könnte ich wesentlich unkomfortabler leben. Kein Mensch braucht ständig neue Klamotten. Ich KÖNNTE auf ein moralisch verträglicheres Shirt sparen, statt fünf böse zu kaufen. Aber ehrlich gesagt will ich das gar nicht. Ich möchte einfach auch mal etwas kaufen können, ohne mir bei allem einen Riesenkopf machen zu müssen. Ich möchte falsch handeln dürfen. Solange ich das nicht in allen Bereichen tue, kann ich das ganz gut mit mir selbst vereinbaren.
Deswegen boykottiere ich weder Amazon noch Kik noch H&M noch Aldi, Lidl und Co. oder sonst irgendwen. Ich boykottiere die Dinge, mit denen ich selbst nicht leben kann (z.B. Hackfleisch aus dem Discounter). Und dann muss es eben auch mal gut sein dürfen. Das möchte ich nicht mal rechtfertigen müssen. Ich weiß ja, dass es falsch ist.
Danke also für den Hinweis. Ich muss dann mal eben was bestellen.

Love the Shape of our BODY!

Ich habe Recht(s)!

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Warum Meinungsfreiheit das ist, was sie mal war…

Was haben Til Schweiger, Sebastian Weiermann, Felix Huesmann, Heinrich Schmitz und Markus Nierth gemeinsam? Sie alle haben etwas gegen die rechte Szene gesagt oder geschrieben und sind dafür massiv von dieser bedroht worden. Teilweise hatte das starke Antihaltungen zur Folge, teilweise Rücktritte. Und das Schlimme ist: Die Liste ließe sich fortsetzen. Solche Bedrohungen sind eine ganz massive Bedrohung für unsere Kultur und unsere Gesellschaft.
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut einer Demokratie. Ganz egal, wie man zu bestimmten Aspekten dieser Regierungsform oder zur Gesellschaft generell steht. Ohne Meinungsfreiheit ist ein zivilisiertes, angstfreies, offenes und modernes Leben nicht möglich. Kann gar nicht möglich sein. Aus diesem Grund gehöre ich zu den Menschen, die da auf Konsequenz bestehen. Meinetwegen – und auch wenn das schmerzhaft für hoffentlich die meisten ist – sollen auch Rechtsgesinnte ihre kruden Ansichten in der Welt verbreiten. Gleichsam hoffe ich, dass diese nicht oder nur unzureichend auf fruchtbaren Boden fallen.
Wenn man für Meinungsfreiheit ist, dann muss man auch damit leben, dass es eben andere Ansichten als die eigene gibt. Das gilt für rechts, links, mittig, liberal, konservativ. Ich muss nicht gut finden, was andere denken und verbreiten, ich kann widersprechen, ich kann diskutieren, ich kann ihnen einen Vogel zeigen. Alles okay. Was nicht okay ist, ist andere Leute aufgrund ihrer Geisteshaltung massiv unter Druck zu setzen.
Til Schweiger musste diverse Shitstorms erleben aufgrund seines Engagements in der Flüchtlingsproblematik, die Journalisten Weiermann und Huesmann mussten sich ihre eigenen Todesanzeigen gefallen lassen, der Blogger Schmitz gibt auf, nachdem jemand bei der Polizei unter seinem Namen den Mord an seiner Frau bekanntgab und der Bürgermeister von Tröglitz trat nach Drohungen von seinem Amt zurück. Das kann nicht sein. Das ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.
Es ist nicht so, dass ich nicht verstehe, dass die Leute aufgeben. Gerade wenn man Familie hat – oder überhaupt Menschen, die einem etwas bedeuten – lastet eine schwere Verantwortung auf den Schultern all derjenigen Menschen, die sich mit ihrer Meinung gegen eine solche Gruppe stellen. Die Größe, die Macht, die Strukturen, die hinter der rechten Gemeinschaft stehen, sind weder leicht zu beurteilen noch einzuschätzen. Zu groß, zu undurchsichtig, zu verborgen – ja, leider oftmals zu subtil. Und dennoch darf es nicht sein, dass solche Aktionen Wirkung zeigen. Dass sie dazu führen, dass tatsächlich der Mund gehalten wird. Dass sie also genau das erreichen, was sie bewirken sollten. Wir dürfen der rechten Szene nicht nur nicht diese Genugtuung geben, sondern müssen auch einen gefährlichen Kreislauf durchbrechen.
Das ist nicht ganz leicht. Denn wenn man einmal aufgrund seiner Haltung bedroht wurde – und zwar auf seriöse, nicht lustige Weise – dann hat man erst mal Angst. Und dann kann es eigentlich nur eine einzige Lösung geben: Öffentlichkeit. Die Problematik muss bekannt gemacht werden. Ich muss mich hinstellen können und zu meiner Meinung stehen, in dem Wissen, dass breite Schichten der Bevölkerung hinter mir stehen und im Zweifelsfall bereit sind, mir zu helfen. Und da sind dann zwei Parteien in der Pflicht: Zum einen die großen Medien, die nicht zulassen dürfen, dass diese Problematik in Vergessenheit gerät, zum anderen aber jeder einzelne Medienkonsument. Letztere müssen klar machen, dass sie sich dafür interessieren, dass sie mit Informationen versorgt werden wollen, dass sie – wenn auch nicht krass links – einfach ganz klar gegen rechtes Gedankengut eintreten. Jeder einzelne von uns muss klar machen, wo er steht. Wir teilen und liken so viel. Teilen wir doch auch mal diese Haltung und stellen uns gemeinsam gegen etwas Böses. Und nicht den Kopf desinteressiert oder verängstigt in den Sand stecken. Das hatten wir schon mal vor 70 Jahren.

Zum Nachlesen:
Tröglitz’ Rücktritt
Rechte Hassbürger
Blogger geben auf
Nazi-Bedrohung

OK.KULT.UR

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Warum Kultur und Ur-Kult blöd zusammenhängen…

Ich habe letztens ein Interview des Spiegels mit AfDler Björn Höcke gelesen, in dem er sagte, Multikulti sei zwangsläufig das Ende der Kultur. Nicht unserer Kultur. DER Kultur. Das hat mich nachdenklich gemacht.

Alleine von der Wortzusammensetzung her macht seine Aussage natürlich überhaupt keinen Sinn: Multikulturalismus bedeutet ja lediglich viele Kulturen. Aber was heißt das denn eigentlich? Viele unterschiedliche? Eine Kultur mit vielen Menschen unterschiedlicher „Kulturzugehörigkeiten“? Gibt es überhaupt so etwas wie eine einzige Kultur, mit der wir uns identifizieren? Ist Kultur gesellschaftlich bestimmt oder eher individuell? So sehr regt mich die AfD zum Nachdenken an.

Ich persönlich verstehe unter Kultur die Einhaltung bestimmter Werte und zwar sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene. Dazu gehört Bildung ebenso sehr wie Verhaltensregeln und bestimmte Überzeugungen.

Beispiel: Ich finde es wichtig, dass jedes Kind zur Schule geht und dass es dazu hierzulande sogar eine Schulpflicht gibt. Ich finde es auch richtig, dass Männer und Frauen Gleichbehandlung erfahren, woran sicher noch gearbeitet werden kann und muss, aber was zumindest in der Basis gegeben ist. Und ich finde es richtig und wichtig, dass „bitte“ und „danke“ gesagt wird und wir mit Messer und Gabel essen, meistens jedenfalls. Auch dass Bücher, Bibliotheken, Museen und sonstige „Kultur“veranstaltungen staatlich subventioniert werden, finde ich generell korrekt, wenn auch vielfach inkonsequent umgesetzt. So. Das zu meinem Kulturverständnis.

Wenn jemand nach Deutschland kommt, dann erwarte ich auch, dass sich derjenige (Müsste ich gendertechnisch jetzt eigentlich „dasjenige“ schreiben?) an gewissen Regeln orientiert. Ich möchte, dass er sich sowohl an Gesetze hält als auch an ungeschriebene Konventionen (wie „bitte“ und „danke“ sagen). Und zwar, solange es um ein funktionierendes gesellschaftliches Miteinander geht.

Isst allerdings mein indischer Nachbar sein Dali mit den Fingern und mein chinesischer Kommilitone schlürft seine Nudeln laut, dann stört mich das nicht im Geringsten. Es entspricht nicht dem, was ich kenne und als meine Kultur bezeichnen würde, aber: Es schränkt mich und unser Miteinander nicht ansatzweise ein. Im Gegenteil: Es bereichert und erweitert den Horizont. Hätten wir alle immer nur auf unserer althergebrachten Kultur bestanden, wäre das mit der Globalisierung und der Pizzeria an der Ecke schwierig. Ach, schon mit Nudeln wäre es schwierig geworden.

Kann also Multi-Kulti das Ende von Kultur per se bedeuten? Auf gar keinen Fall. Es bedeutet wahrscheinlich zwangsläufig das Ende einer althergebrachten Kultur. Die aber ist vermutlich sowieso eine Illusion, denn Einflüsse gibt es immer, alleine schon durch neue Generationen. Vergleichen wir nur mal die verschiedensten Epochen. Verfolgte Höcke diesen Anspruch in aller Konsequenz, dann müsste er von seiner Logik her leben wie die alten Germanen. Irgendwie bezweifle ich, dass er das möchte.

Warum also fällt es uns so schwer, uns von Dingen zu lösen? Warum fällt es uns so schwer, uns auf Neues einzulassen? Warum sind wir so oft Traditionalisten, die sich krampfhaft und grundlos an Altem festhalten, das es längst in einer besseren Version seiner selbst gibt? Weil wir Sicherheit schätzen, denke ich. Der Aufbruch in Unbekanntes, der verunsichert. Lieber nicht blamieren beim Versuch, die Essstäbchen richtig zu halten. Lieber verurteilen: Diese blöden Schlitzaugen mit ihrem primitiven Esswerkzeug. Das ist so viel einfacher. Und so viel dümmer.

Solange wir unsere eigenen, persönlichen Grundüberzeugungen nicht aus den Augen verlieren, weil wir uns zu sehr beeinflussen lassen, schadet das Wagnis Unbekanntes aber bestimmt nicht.

Iiiih, kompliziert!

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Warum „kompliziert“ nicht schlimm ist, sondern ein Zeichen von Verstand…

Eine Frau muss heutzutage vieles sein: jung, schön, karriereorientiert, eine gute Mutter von zwöfzig Kindern, dünn, humorvoll, ein guter Kumpel und vielleicht noch ein paar andere locker zu managende Attribute. Was sie nicht sein darf, ist „kompliziert“. Was auch immer das bedeuten mag.

Mit einer Frau muss man Pferde stehlen können, sie muss sich aber auch in den richtigen Kontexten und Kreisen korrekt zu verhalten wissen. Ihre Kleidung muss nicht nur stilvoll sein, sondern sich auch perfekt ihrer perfekten Figur anpassen. Über schmutzige Witze soll sie lachen, auch wenn sie auf ihre Kosten gehen, selbst aber bitte niemals rülpsen, furzen oder gar selbst schmutzige Witze machen. Ihre Brüste sind trotz jeweils 5-jähriger Stillzeit der zwölfzig Kinder perfekt geformt, ebenso wie ihr Körper. Ihr Teint glänzt seidig, der Stress kann ihr nichts anhaben. Make-Up hätte sie eigentlich nicht nötig und sie braucht auch keine Zeit, um es aufzutragen. Es ist klar, worauf ich hinauswill. All das kann eine Frau gar nicht in sich vereinen.
Meistens ist das für die männliche sowie für die professionelle Spezies unserer Art vermutlich auch in Ordnung. Aber nur in Maßen. Erfüllt eine Frau zu viele dieser Ansprüche nicht, entwickelt sie gar eine eigene Meinung oder weigert sich willentlich, bestimmten Konventionen zu entsprechen, dann gilt sie gleich als „kompliziert“. Eine Frau, die Widersprüchliches offen auslegt, die will Mann nicht. Die ist eben zu kompliziert.
„Kompliziert“ kommt aus dem Lateinischen von „complicare“ = verwirren. Liegt da der Denkfehler der Männer? Verwirrt sie eine Frau mit eigenem Kopf zu sehr, als dass sie sie akzeptieren könnten? Sind Männer zu einfach gestrickt für komplizierte Frauen? Sind die ihren schlichten Gemütern und der empfindsamen Seele einfach zu viel? Ich bezweifele es.
Ich bin überzeugt davon, dass es sich Männer gerne einfach machen (das ist bei Frauen oftmals übrigens nicht anders). Zu selten machen sie sich allerdings die Mühe hinter die Fassade der „Komplikation“ zu schauen. Ist ja auch einfach: Die Auswahl der vermeintlich unkomplizierten, vollkommen der Norm entsprechenden Frauen ist ja groß genug. Warum sich mit dem Restmüll auseinandersetzen, wenn Mann es leicht haben kann?
Dabei sind die Frauen, die auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, oftmals die, bei denen sich ein solcher Blick lohnen würde. Vielfach haben sich gerade diese Frauen viel mit Erwartungen, mit Ansprüchen, mit Konventionen auseinandergesetzt. Sie durchdenken viel, aber durchdenken auch mit Sinn und Verstand. Vielleicht gibt es Männer, für die das nicht passt. Frauen, die denken, igitt. In den meisten Fällen glaube ich da allerdings nicht so recht dran. Ich halte die meisten Männer für fähig, eine kluge Frau wertzuschätzen, auch wenn sie ihre Angst vielleicht erstmal abschreckt.
Und nun, Männer auf Partnersuche und Chefs in Chefsesseln? Überdenkt eure Erwartungen: Wollt ihr wirklich die superhübsche Modelfrau, die mit euch zu McDonald’s geht, dafür aber vielleicht zu strutze ist, um euren Kindern ein bisschen Intellekt weiterzugeben? Wollt ihr wirklich die Mutti, die drei Tage nach Entbindung wieder in ihrem Ledersessel sitzt und knallhart ihre Untergebenen kündigt, dafür aber so kreuzunlustig ist, dass sie zum Lachen in den Keller geht?
Selbstverständlich gibt es sie, diese perfekten Frauen, die alles in sich vereinen. Es sind ungefähr Null Komma Periode Null Eins Prozent der Frauen. Denn: Nobody’s perfect. Männer übrigens auch nicht. Zu welchen Kompromissen sind wir bereit, um trotzdem – oder auch deswegen – glücklich zu werden?

Und bis dahin bitte mal ein bisschen Namika hören: „Ich bin nicht kompliziert, du verstehst mich nur nicht!


Ein Ring, sie zu knechten

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Warum mir die Ehe nicht (mehr?) heilig ist…

„Halt dich bloß von einem verheirateten Mann fern.“, riet eine Freundin der anderen, als diese sich in einen solchen verliebte. „Tu, was du für richtig hältst.“, meinte ich und erntete dafür diverse hochgezogene Augenbrauen. Mir ist die heilige Ehe nicht heilig. Mal wieder böses Mädchen ich.

Ich könnte es allerdings auch anders formulieren, damit der Aufschrei vielleicht, vielleicht nicht ganz so groß ist: Mir ist die Ehe nicht heiliger als jede andere Beziehung auch. Mir erschließt sich nicht, warum jemand, der verheiratet ist, weniger antastbar ist als jeder andere Liierte.

Natürlich hat sich jemand bei einer Hochzeit dazu entschieden, für immer und ewig für jemand anderen da zu sein. In guten und in schlechten Zeiten. Okay. Das hat aber im Prinzip auch jeder andere, der sich zu einer ernstzunehmenden Beziehung entschieden hat. Zumindest würde ich das – ob Ring oder nicht – immer von meinem Partner erwarten.

Weder langjährige Beziehungen noch der Trauschein sind aber ein Garant für Glück. Und auch wenn ich der Meinung bin, dass man alles versuchen sollte, eine Beziehung zu retten, in die man viel investiert hat – denn das hat man ja nicht grundlos –, so bin ich doch grundsätzlich der Meinung, dass man jederzeit aussteigen können muss. Warum auch nicht?

Es gibt so viele Gründe, eine Beziehung zu beenden, und nicht jeder davon muss bösartig sein. Zeiten ändern sich, Umstände ändern sich, Gefühle ändern sich. Warum krampfhaft an etwas festhalten, das für mich definitiv keinen Sinn mehr ergibt. Wenn ich – verheiratet oder „nur“ liiert – einen anderen Partner kennenlerne, von dem ich denke, dass er mich glücklich(er) macht, dann sehe ich überhaupt keinen Grund zu bleiben. Da spielt es auch überhaupt keine Rolle, ob ich Metall um den Finger habe oder nicht. Ob Kinder betroffen sind oder nicht. Ob ein Haus, Erbe oder Sonstiges daran hängt.

Die Ehe ist heutzutage ein Konstrukt, das ich für wenig sinnvoll halte. Klar möchte auch ich vielleicht mal ein weißes Kleid tragen, aber brauche ich das wirklich noch? Erkenne ich überhaupt noch einen Sinn darin, mich lebenslang jemandem zu versprechen? Hoffnung ist das eine, das aber für mich zu jeder neuen Partnerschaft dazugehört, eine realistische Betrachtung der heutigen Gesellschaft ist aber das andere.

Damit meine ich nicht – und das möchte ich noch einmal ganz klar betont wissen –, dass man sofort von Partner zu Partner springen sollte. Das macht vermutlich ebenso unglücklich wie bei seinem nicht mehr geliebten Partner zu bleiben. Es ergibt in jedem Fall Sinn, für eine Beziehung zu kämpfen, bei der die Basis noch stimmt. Wenn die aber nicht mehr stimmt und beispielsweise Gefühle für jemand Dritten da sind, dann: Warum nicht gehen dürfen, nur weil mich der Ring knechtet?

Wichtig finde ich allerdings auch klare Verhältnisse. Hört mir auf mit Affären, Liebeleien, Vielleichts oder doch nicht… Da wird auf den Gefühlen aller Beteiligten rumgetrampelt, weil es so schwer ist, sich zu fragen, was man eigentlich möchte. Das ist unnötig. Aber auch hier gilt: vollkommen wurscht, ob mit oder ohne Ring.

Der Ring ist ein Versprechen, ja. Aber auch jeder Kuss ist ein Versprechen. Und warum sollte ich eine metallene Beziehung höher schätzen als eine mit Lippen geschlossene?

Cut! Beauty!

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Warum ich nicht weiß, wie ich zu Schönheits-OPs stehe…

Freundin A: „Schönheits-OPs? Auf überhaupt keinen Fall. Wir sollten alle lernen, uns so zu lieben, wie wir sind.“ Freundin B: „Ja, aber wenn du zum Beispiel nach der Schwangerschaft die totalen Hängebrüste hast, finde ich das voll okay. Oder wenn du deinen speckigen Bauch einfach nicht leiden kannst.“ Ich so: „Hmmm.“

Was halte ich eigentlich von Schönheits-OPs? Ich glaube, ich stehe da so dazwischen. So meinungslos. Wisst ihr, was ich meine? Dafür müsste ich für mich erstmal klarbekommen, was eigentlich eine Schönheits-OP ist.
Ich finde nämlich schon, dass es einen Unterschied macht, ob ich mir überflüssige Hautfalten nach einer starken Gewichtsabnahme entfernen lasse oder ob ich mir meine Brüste von C auf Doppel-Z vergrößern lasse, um zum (vermeintlichen) Sexsymbol zu werden. Oder mir die Brüste verkleinern lasse, weil ich einfach Rückenschmerzen habe. Oder mir die Beine brechen lasse, um endlich lange Modelbeine zu bekommen. Oder mir die Lippen auf- und die Falten wegspritzen lasse. Schönheits-OP ist nicht gleich Schönheits-OP.
Es gibt da zum einen den Gesundheitsaspekt. Bei solchen Operationen sehe ich überhaupt keinen Grund, warum ich die Schnippelei verwerflich finden sollte. Natürlich könnte ich auch sagen: Gut, dann sind da eben Hautfalten, weil ich abgenommen habe. Ich liebe mich trotzdem. Das wäre der Idealfall. Den halte ich in unserer Gesellschaft, in der wir immer wieder kritisch beäugt werden und sogar Kommentare Gang und Gebe sind, für relativ utopisch. Da muss das Ego schon ganz schön groß sein – was bei jemandem, der stark abgenommen hat, nicht unbedingt der Fall sein muss, eher im Gegenteil.
Dann gibt es aber Schönheits-OPs, die aus perfektionistischen Gründen erfolgen und die durchgeführt werden, um ein (wieder: vermeintliches) Idealbild herzustellen. Und zwar entweder für sich selbst oder – noch schlimmer – für jemand anderem. Bei solchen Schönheits-OPs sollte man sich meiner Meinung nach immer fragen, woher das eigene Idealbild eigentlich stammt, für wen die OP durchgeführt werden soll und ob ich mein Geld nicht besser in Dinge investieren kann, die mich mit größerer Wahrscheinlichkeit glücklich machen.
Geld ist bei diesem Thema nämlich auch so eine Sache. Zwar werden viele OPs meiner Kategorie A (gesundheitlicher Aspekt) von Krankenkassen übernommen, viele aber nur teilweise, und immer noch genug überhaupt nicht. Damit bleiben Schönheits-OPs ein Thema der Reichen. Die dann eben zu den (wieder mal: vermeintlich) Schönen und (etwas weniger) Reichen werden. Folglich werden Schönheitsoperationen auch zu einer Klassenfrage, über die ich mich selbst definiere, aber auch definiert werde: Darf ich dann als Reiche eigentlich mein Geld noch in anderes investieren oder wird das Aufpimpen zum Muss? Darf ich als Arme davon träumen, mich operieren zu lassen oder überschreite ich da ungeschriebene Klassengesetze? Oder ist eine solche OP vielleicht sogar mein Ticket in die höhere Schicht und damit eine sinnvolle Investition in meine Zukunft alias auch wieder ein Muss?
Selbstliebe ist immer so ein Thema. Ich wünschte, wir würden in einer Gesellschaft leben, in der nicht mal darüber nachgedacht würde, sich „schöner“ operieren zu lassen. In der dieser Gedanke nicht mal aufkäme, weil er so absurd erschiene. Ich wünschte, mir würden nicht täglich im Park Jogger begegnen, die einfach leidend erscheinen, aber laut gesellschaftlicher Konvention eben etwas „für sich“ und ihre Kondition tun müssen. Ich wünschte, wir würden nicht mal über das Erscheinungsbild der anderen nachdenken, geschweige denn es kommentieren. Aber solange all das Utopie bleibt, fällt es mir schwer, solche Operationen zu verurteilen, da sie lediglich das Resultat einer krankenden Gesellschaft sind.

Was wäre, wenn…?

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… der Papst vom Volk gewählt würde?

Was wäre, wenn…?

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… es keinen Solidaritätszuschlag mehr gäbe?

Im Osten geht die Sonne auf!

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Warum bei mir der Nahe Osten trotzdem zappenduster bleibt…

Ich bin politisch interessiert. Ich bin historisch informiert. Ich bin gesellschaftlich interessiert. Ich bin geografisch interessiert. Der Nahe Osten müsste mich also auch interessieren. Tut er auch. Aber ich bin irgendwie raus aus der Nummer, wenn es heißt: In XY war wieder das und das Attentat, die und die kämpfen wieder um ihre Grenze, da und da sollte die WM nicht stattfinden, weil politisch nicht korrekt. Warum eigentlich?

Ich glaube, weil ich den Anschluss verloren habe. Den Durchblick, der machen würde, dass ich das alles einordnen kann. Ich verstehe aber die Zusammenhänge nicht mehr, ich kann nichts einordnen, weil ich große Lücken habe, was die Geschichte dieser vielen kleinen Länder „da rechts unten“ angeht. Von Ägypten bis Islamabad, von Tibet bis Ulan Bator und dann gleich nochmal runter bis nach Sumatra habe ich einen großen, nahen Osten, der mir total fern ist. Dessen Geschichte(n) ich so wenig kenne und verstehe, dass ich das politische Heckmeck nicht verstehe.
Ich würde es gerne verstehen, das gebe ich zu, aber ich müsste so von vorne anfangen, so viel lesen und lernen und mich durch so viele Wikipedia-Einträge (und am besten natürlich Lexika zwecks vertrauenswürdiger Informationen) arbeiten, dass ich die nächsten Wochen und Monate damit verbringen würde. Und selbst dann wäre ich nicht auf dem aktuellsten Stand. Denn: Da untenrum passiert ja auch noch ständig was.
Meine eigene Unfähigkeit, den Stoff nachzuholen, verurteile ich mich. Ich möchte verstehen, was da los ist, möchte mitreden und einordnen können, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich bin überfordert von der Masse an Informationen, von der fernöstlichen Historie und meinem Unvermögen. Dem Unvermögen, zu verstehen, warum genau sich Mönche anzünden, die Taliban ganz verlockend sind und die Klagemauer unter Beschuss steht.
Darum eine Bitte: Liebe Medienmacher, helft mir! Und zwar nicht einer, sondern alle. Bereitet mir das in Häppchen auf. Helft mir beim Einordnen, helft mir bei der Bildung. Bitte.

Aqua-Planing

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Warum Funktionskleidung praktisch, hässlich und entlarvend unspontan ist…

Funktionskleidung ist ja eigentlich eine Tautologie. Wir gehen ja erstmal davon aus, dass jede Form von Kleidung eine Funktion hat – und sei es nur, nicht nackig durch die Gegend zu rennen, um nicht gegen gesellschaftliche Normen zu verstoßen. Funktionskleidung hilft uns aber dabei (Schrägstrich: soll uns dabei helfen), der Natur, unserem inneren Schweinehund oder der offenkundigen Lethargie aller anderen zu trotzen. Sie ist nicht nur ausnahmslos unfassbar hässlich, sondern verrät uns auch wahnsinnig viel über ihre Träger.

Radfahren ohne enganliegende, aerodynamische, quietschgrüne Radlerhose? Frevel! Bergsteigen ohne die teuren, neongelben Schuhe mit Leuchtstreifen, Sonnencape und Allwetter-Jacke? Keinesfalls. Skifahren ohne pinke Thermo-Unterbuxe? Nein, nein, nein, wir sind doch nicht verrückt!

Funktionskleidung sagt vor allem eins: Wir sind perfekt ausgerüstet. Wir sind perfekt eingestellt auf alle Unwägbarkeiten. Wir befinden uns in perfekter Sicherheit. Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was wir wollen und wer wir sind. Wir sind nicht ungeplant losgelaufen, sondern waren vernünftig. All das ist geplant geschehen. Geplant von uns. Unser unglaublicher, menschlicher Intellekt unterscheidet uns schließlich von diesen lächerlichen, instinktgetriebenen Tieren mit ihrem ebenso lächerlichen Funktionspelz.

Hässlichkeit ist dabei ein entscheidendes Kriterium. Denn all die Neon-Quietschfarben, all die sich abzeichnenden Penisse, all die schlechten Schnitte sagen doch eins: Es ist uns vollkommen egal, wie wir aussehen. Viel wichtiger ist, die eigene Überlegenheit zu demonstrieren – und wie ginge das besser als in schreiendem Neon?

All ihr anderen Loser, die ihr in Jeans auf euren Hollandrädern sitzt, während ich in grellem Türkis mit silbernen Leuchtstreifen, Regenbogen-Sonnenbrille und windschnittigem Helm auf meinem Ultraleicht-Rad zwar dieselbe Strecke fahre, insgeheim aber für die Tour de France trainiere. All ihr unvorbereiteten Vollidioten, die ihr mit Regenschirm und normaler Jacke bewaffnet, an einem gewöhnlichen Sonntag aufbrecht, während mich nicht nur meine Marken-Tatzen-Jacke für und gegen jedes Wetter begleitet, sondern für die Pause auf meiner mindestens 33-minütigen Tour auch mein Schweizer Taschenmesser mit ebenso vielen Funktionen. Ach, und für die Pause habe ich – im Gegensatz zu euch uninformierten und ignoranten Versagern – natürlich keinen Müsliriegel dabei, sondern diverses Klappbesteck, Obst und Gemüse in Tupperware und selbstverständlich spezielle Proteinriegel fürs Training: davor, danach, währenddessen. Drüber, drunter.

Um ganz deutlich zu werden: nichts gegen Funktionskleidung. Die ist wirklich praktisch. Nichts gegen die Leute, die sie tragen, wenn sie sie wirklich brauchen. Nur gegen zwei Faktoren etwas: Gegen die Menschen, die sie in jeder Lebenslage meinen, tragen zu müssen, und diejenigen, die es nicht nur finanziell, sondern auch insgesamt einfach übertreiben. Aber vor allem ein großer Meckerer an die herstellende Industrie: Warum zur Hölle muss denn „praktisch“ so oft unfassbar hässlich sein?

3 Dinge, …

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… die mir bei Animationsfilmen noch fehlen:

  • alle Formen von Charakteren aus der LGBT-Szene
  • anständige Musik
  • richtig starke, emanzipierte Frauen/Mädchen, die Hosen tragen

Reformation der Feiertage

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Warum ich christliche Feiertage für problematisch halte …

Im Norden wird es am 31. Oktober einen Feiertag mehr geben. Einen Tag mehr ohne Arbeiten, Einkaufen, stattdessen Ausschlafen, Gemütlichkeit, vielleicht ein bisschen Haushalt. Denn es wurde beschlossen, in Schleswig-Holstein den Reformationstag als höchst offiziellen Feiertag wieder einzuführen. Finde ich nicht gut.

Ich habe nichts gegen Feiertage. Im Gegenteil. Nehmen wir beispielsweise den Tag der Arbeit oder der Deutschen Einheit. Das sind Tage, an denen ich es großartig finde, wenn alles mal brachliegt. Das freut mich für Arbeitnehmer, für Familien, für alle, die den Genuss eines freien Tages zu würdigen wissen.

Wenn wir uns im besten Fall sogar mal darauf besinnen, warum wir eigentlich gerade frei haben. Das machen sowieso die wenigsten. Ich finde es nur nicht gut, ausgerechnet einen kirchlichen Feiertag einzuführen. Dazu sollten mir Kirche und Staat einfach nicht nah genug sein.

Warum feiern wir nicht den Tag des Sonnenscheins, der Elternschaft, der Homosexualität, der Kinderrechte oder was weiß ich Lobenswertes in unserer Gesellschaft? Stattdessen erfreuen wir uns an Jesus‘ Geburt, Wiederauferstehung, Tod etc. Was ist denn mit Allah, Buddha, Hara Krishna oder sonst wem? Warum sind das keine offiziellen Feiertage? Das ist so überheblich christlich-narzisstisch und so inkonsequent, dass ich es einfach nicht richtig finde, Luthers Kirchenreform mit einem staatlichen Feiertag zu würdigen.

Bin ich also für die Abschaffung jeglicher Feiertage? Nein, auf keinen Fall. Ich finde nur kirchliche Feiertage per se nicht richtig. Ich finde, es gibt jede Menge Anlässe, aus denen es offizielle Feiertage geben darf. Tage, an denen Personen, Ereignisse oder „Einfach so“s gewürdigt werden, die beispielsweise historische Bedeutung haben oder die Werte unserer Gesellschaft honorieren.

Natürlich sind kirchliche Ereignisse wichtig. Natürlich hat Luther für einen unglaublichen Gesellschaftswandel gesorgt. Das haben aber Konrad Zuse oder Herr Gutenberg auch – wo sind deren Feiertage?

Welche Rechtfertigung gibt es dafür, christliche Ereignisse und Personen über die Verdienste anderer zu stellen? Welche Rechtfertigung gibt es in einem pluralistischen, freidenkenden Staat dafür, andere Religionen vollkommen zu ignorieren? Und wer entscheidet darüber, wer wichtig genug für einen Feiertag sein darf? Nur das erschließt sich mir nicht an der Wiedereinführung eines solchen Feiertags.

In diesem Sinne: Frohes Schaffen!

Rat geben – Geld nehmen

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Warum ich unsere Ratgeberkultur widerlich finde …

Ich bin verärgert. Es ist nicht so, dass ich den Autoren ihren Erfolg missgönne oder gar neide. Schließlich müssen wir bekanntlich alle von etwas leben. Was mich ärgert, ist der Umgang mit dem Leid von anderen. Altruistisches Abkassieren. Worum es geht? Um Rat-Geber.

Erkenntnis 1: Jemandem einen Rat zu geben, sich gegenseitig zu helfen, sich in schweren Zeiten zur Seite zu stehen und zu unterstützen, das sind alles menschliche Züge, die wahnsinnig toll sind. Die wir auch brauchen, weil wir sonst verkümmern wie jeder Kaktus in meinem Haushalt.

Erkenntnis 2: Es gibt Menschen, die können besseren Rat erteilen als andere. Manche Menschen sind klüger und weiser als andere. Manche haben mehr Lebenserfahrung. Manche hören aufmerksamer zu als andere. Manche können sich besser ausdrücken. All das macht uns zu kompetenteren Ratgebern. Vielleicht sogar zu besseren Freunden, aber das ist ein anderes Thema.

Erkenntnis 3: Es gibt Menschen, die kommen besser oder schlechter mit ihrem Leben klar. Folglich gibt es Menschen, die mehr Rat geben und Menschen, die mehr Rat benötigen. Nach dem Geben-und-nehmen-Prinzip ist das menschliche Sozialsystem hier mit Sicherheit nicht ausgeglichen. Allerdings glaube ich, dass da niemand so genau auf die Mini-Mini-Abweichung in Beziehungen achtet, solange das große Ganze in Balance ist.

Erkenntnis 4: Wir alle müssen für das Erfüllen von Bedürfnissen Geld zahlen, und das Geld dafür muss irgendwoher kommen. Um es zu bekommen, setzen wir unsere individuellen Fähigkeiten ein. Mehr oder weniger erfolgreich. Mit mehr oder weniger Ergebnis auf dem Konto.

 

So. Soweit alles klar? Dann folgen Sie nun bitte weiter meinen klugen, hilfreichen Gedanken. Jedoch bitte erst, nachdem Sie mir mindestens 1.500 Euro an untenstehende Kontoverbindung überwiesen haben.

 

Kleiner Scherz. Kontravers ist und bleibt leider kostenlos.

 

Worauf ich hinauswill: Wenn jemand Probleme hat und in einer Krise steckt, dringend den Rat eines anderen benötigt, dann ist es großartig, wenn er Hilfe und Unterstützung findet. Nun kann es aber sein, dass es die in seinem Freundeskreis nicht gibt, weil sie die Kompetenzen desselben einfach übersteigt. Umso großartiger, wenn er in unserer globalisierten, vernetzten Welt dennoch Ankerpunkte findet. In Form von Literatur, Hörbüchern, bestärkenden Internetseiten, Foren, Gruppen. Alles wunderbar.

Nicht mehr ganz so wunderbar finde ich allerdings die Monetarisierung hinter dem ganzen System „Ratgeber“. Ich spreche hier nicht von 10 Euro für ein Taschenbuch zur Rauch-Entwöhnung. Geschenkt. Ich spreche von den Workshops, die sich ohne Ende im Internet finden lassen, und für die wirklich, wirklich viel Geld verlangt wird.

Ja, ich honoriere, dass Menschen ihre Geschichte weitererzählen und sich viel Mühe damit geben, sie zusammenzutragen, zu überlegen, wie sie anderen helfen kann, Übungen erstellen etc., aber in Maßen. Ich finde es nicht in Ordnung, für einen (Online-)Workshop 500 Euro zu nehmen, Extra-Kosten für den Austausch mit anderen „Teilnehmern“ noch nicht berechnet, wenn jemand in einer Krise steckt, Hilfe und Beistand sucht. Nicht vor dem Gesichtspunkt, dass es sich um eine menschliche und soziale Selbstverständlichkeit handeln sollte, füreinander da zu sein. Wo wären wir heute, wenn die Weitergabe von Wissen einer exklusiven Anzahl von Menschen vorbehalten worden wäre? Wenn medizinische Maßnahmen nur denjenigen zuteil würden, deren Portemonnaies prall gefüllt sind*?

Dasselbe gilt übrigens für diese ganzen Rat- und Astro-Hotlines. Früher habe ich mich darüber lustig gemacht, was für Verzweifelte da anrufen und ein Heidengeld pro Minute oder pro Anruf zahlen. Denken wir etwas weiter, ist es nicht witzig. Da sind Menschen so verzweifelt, dass sie ihr Geld in eine Nummer investieren, die ihnen Hoffnung und Hilfe verspricht. Dieses Versprechen wird teilweise mit flapsigen Sprüchen, mit Respektlosigkeit und mit mangelnder Kompetenz nicht mal eingelöst. Aber der Rubel, der rollt.

Gerade wenn es darum geht, jemandem aus seinem Suchtverhalten, seiner Depression oder seiner Trauer herauszuhelfen, ist es meiner Meinung nach ziemlich eklig, erstmal das Sparschweinchen hinzuhalten. Es kann nicht sein, dass Betroffene Unsummen investieren müssen, um eine Chance auf ein ansatzweise normales Leben zu erhalten. Hat diese Chance nicht vielmehr jeder verdient als nur diejenigen, die es sich leisten können? Unterstützen wir mit einer solchen Ratgeberkultur nicht die Einstellung, dass nur diejenigen ein gutes Leben verdient haben, die es sich leisten können und wollen? Was sagt das dann über die Rat Gebenden aus?

 

Es gibt übrigens seit vielen, vielen Jahren die kostenlose Nummer gegen Kummer, inzwischen mit vielen Spezialisierungen (Kinder, Sucht, Gewalt,…).

 

*Ja, mir ist bewusst, dass das teilweise der Fall ist, aber vom deutschen Gesundheitssystem ausgehend, bin ich überzeugt davon, dass niemand an einem leeren Geldbeutel sterben muss.

Misst Er Right? Träumt die Frau?

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Warum die Suche nach dem Traumpartner Bullshit ist …

90-60-90 sollten es schon sein. Na gut, plus minus 10%, wir wollen ja nicht so sein. Außerdem gut gepflegte, lange blonde Haare, ein 1A-Lächeln. Brüste natürlich echt. Geschminkt? Ja, aber nicht zu lang dafür brauchen. Lange Beine. Gebräunte Haut. Und dann noch das Unwichtige, der Charakter… Wir haben genaue Vorstellungen davon, wie Mr und Mrs Right auszusehen und zu sein haben. Und entwickeln dabei unerfüllbare Schnapsideen, die uns am Ende nicht nur einsam, sondern auch unzufrieden machen.

Erstmal ein pessimistisch-realistischer Gedanke vorweg: Sorry, aber ich glaube, den perfekten Partner gibt es nicht. Beziehungsweise gegebenenfalls als seelenlose Backmischung, das war es dann aber auch. Mit der können wir dann zwar American Pie spielen, aber nicht die Beziehung führen, die wir uns wünschen.

Ich möchte auch nicht sagen, dass wir uns mit “weniger” zufriedengeben sollen. Ich glaube schon daran, dass jeder Vorstellungen davon hat, wie sein Traumpartner sein sollte. Wahrscheinlich gibt es auch beim Aussehen Dinge, die gar nicht gehen oder die wir zumindest mehr oder weniger mögen. Wir sprechen hier ja durchaus auch von körperlicher Anziehung.

Aber ich glaube, dass wir so voll von Optionen sind, von dem Gedanken beseelt, es KÖNNTE da draußen noch etwas Besseres geben, dass wir unseren Traumpartner entweder gar nicht erst finden oder aber viel zu schnell ziehen lassen.

Das Problem ist: Warum legen wir uns eigentlich so fest? Warum ist die Haarfarbe auf Online-Plattformen eine Filter-Möglichkeit, wenn ich dadurch vielleicht meinen braunhaarigen Seelenverwandten verpasse? Weil es einfach zu viel Angebot gibt, nehme ich an. Der Partner gehört so sehr zum konventionellen Lebensstil, dass Verzicht nicht möglich ist, also suchen wir und suchen. Statt mit offenen Augen durch die Gegend zu gehen und uns früher oder später finden zu lassen. Darauf zu vertrauen, dass er oder sie schon irgendwann kommen wird. Kein Stress, Mann.

Und wenn wir dann jemanden gefunden haben, mit dem wir uns nicht nur vorstellen können, unser Leben zu verbringen, sondern der andere kann das auch – Jackpot! –, dann neigen wir dazu, das Haar in der Suppe zu suchen. Eigentlich ist er ja, aber … Es wäre schon schön, wenn sie … Wäre es nicht besser, wenn … Und die Schlimmsten aller Fragen: Könnte es noch etwas Besseres geben? Verpasse ich etwas, wenn ich bleibe?

Das sind alles legitime Überlegungen, versteht mich nicht falsch. Aber ich muss bei deren Beantwortung auch bitte fair bleiben und meine eigenen Ansprüche überprüfen. Dazu gehört zum einen die sachliche Abwägung: Hat er/sie wirklich so viele „Fehler“, mit denen ich wirklich nicht leben kann? Und wie sieht das eigentlich andersrum aus? Aber das Allerwichtigste (und Schwerste) ist immer die Frage nach der Liebe. Liebe ich denjenigen an meiner Seite (noch)? Liebe ich ihn oder sie trotz oder wegen ihrer vermeintlichen Fehler und Schwächen? Ist es mir möglich, darüber zu lachen, dass er mit seinen benutzten Socken den Weg zum Bad vollpflastert und sie ihre Mascara am Spiegel kleben lässt? Mache ich die kleinen alltäglichen Nervereien zu einem Maßstab unserer Liebe? Ist das fair unserer Beziehung gegenüber?

Es wird immer Menschen geben, die in irgendwas besser sind oder besser erscheinen als der Typ und die Tussi an unserer Seite oder beim Blind Date. Aber den perfekten Menschen gibt es nicht. Wir sind es schließlich auch selbst (lange) nicht. Wenn das Gefühl stimmt sowie die Basis der Lebensvorstellungen, dann ist das das Maß an Perfektion, das eine Beziehung einnehmen kann. Warum können wir das nicht annehmen? Lieben und lieben lassen.

Was wäre, wenn …

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… es statt Religionsfreiheit ein Religionsverbot gäbe?

Gott hat doofe Ohren

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Warum Blasphemie nicht bestraft gehört …

Ich bin zugegebenermaßen kein großer Fan von Religion. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Gottesdienste, die Gemeinschaft, den Glauben selbst als komisch empfinde. Im Gegenteil, das sind die Aspekte, die ich an Religion reizvoll finde. Es ist ja per se etwas sehr Schönes, gemeinsame Ansichten mit einer Gruppe von Menschen zu teilen. Ich habe lediglich den Eindruck, dass daraus zu oft eben leider nichts Gutes resultiert.

Was ich damit meine, ist, dass Religion sowohl in der Vergangenheit als auch heute dazu führt, dass es über das friedliche, erstrebenswerte Miteinander hinaus Streit, Zwist und Krieg gibt. Das geht vom großen Massenmorden der Rohingya bis auf die Straße, wo Leute mit Kippa oder Kopftuch einfach mal fix verprügelt werden. Das kann und darf eben nicht Sinn der Sache sein.

Hier ist eine Empfindlichkeit – oder sogar Übersensibilität – entstanden, die ich für höchst problematisch halte. Ich finde es erschreckend, welchen Stellenwert Religion und Ethnie global, aber auch im gesellschaftlichen Miteinander eingenommen haben, wie bitterernst mit diesem Thema umgegangen wird und zu was diese Ernsthaftigkeit führt. Das Aussehen von jemandem zu beleidigen, ist ein witziger Scherz, beleidige ich eine Gottheit, komme ich – Riesenwortspiel! – in Teufels Küche und setze mich einer unkalkulierbaren Gefahr aus.

Blasphemie kann in Deutschland mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden, wenn der „öffentliche Frieden“ (Strafgesetzbuch, §166) dadurch gestört werden könnte. Aber wo sind denn da die Grenzen? Wer entscheidet, wann der öffentliche Friede durch solche Handlungen oder gegebenenfalls sogar schon Äußerungen gestört ist? Und warum hat das in einem Staat, der doch eigentlich religionsunabhängig oder zumindest -frei sein will, einen solch speziellen Stellenwert?

Vielleicht fängt da in meinem Kopf die Grundsatzdiskussion an, inwieweit Deutschland ganz generell zu sehr religionsdominiert ist: Wie können wir uns Religionsfreiheit ins Grundgesetz schreiben und dennoch Kreuze in Schulen aufhängen und arbeitende Kopftuchträgerinnen verbieten? Wie können wir Politiker Aussagen darüber treffen lassen, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht? Weder Politik und Religion noch Bildung und Religion gehören zusammen. Punkt. Das aber schaffen wir nicht, indem wir dieses Thema so ernst nehmen. Sogar in Gesetzen.

Ja, ich möchte sagen dürfen, Gott sei doof und habe Flatulenzen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Viel lieber wäre mir allerdings, ich müsse mich gar nicht damit auseinandersetzen, weil jeder einfach macht, was er möchte. Einfach seine Religion lebt oder nicht, seinen Glauben zelebriert oder nicht, seine Feste feiert oder nicht. Und wenn jemand seinen Gott „beleidigt“, dann wäre es so wunderbar, wenn derjenige, der sich angegriffen fühlt, nicht einfach zuschlägt, sondern diskutiert oder ignoriert. Es kann nicht sein, dass wir über Hitlerwitze lachen, aber nicht über prophetische Karikaturen. Was ernst ist, sollte ernst sein und respektvoll behandelt werden, keine Frage. Aber (schwarzer) Humor ist immer auch eine Sache von Verarbeitung und gesundem Umgang. Wenn also Blasphemie nicht als Blasphemie angesehen würde, sondern als Scherz. Scherz, der vielleicht zu weit geht, aber hey, das gibt es doch oft genug auch in anderen Bereichen. Ignoranz, Toleranz, was auch immer, aber nicht Gewalt, Krieg, Tod.

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