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Channel: Diskussion – Kontravers
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Was wäre, wenn …

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… wir wüssten, wann wir sterben?


Doppelmord

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Warum ich die Reaktionen auf Susannas Tod schrecklich finde …

Da wird ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigt, ermordet und verscharrt, während ihre Mama zuhause auf sie wartet und die Hoffnung nicht aufgibt. Das ist schlimm. Punkt. Wahrscheinlich eine der grausamsten Dinge, die uns passieren können, und ich wünsche der Mutter, dass der Schmerz mit der Zeit erträglich wird. Wie aber unsere Medienlandschaft und die Politik auf einen solchen Fall reagieren und ihn für ihre Zwecke benutzen, das finde ich auch eine schlimme Sache.

Zum einen: Der oder die vermutliche Täter waren Flüchtlinge aus einem Asylbewerberheim. Wie konnte das passieren? Wie konnte ein Flüchtling ein Mädchen vergewaltigen? Die Antwort darauf ist – meiner Meinung nach – so simpel wie böse: So wie jeder Deutsche auch. Sicher kommt bei Flüchtlingen noch der Kulturclash dazu, der zu einem Unverständnis für sexuelle Grenzen führen kann und zu resultierendem rücksichtslosen Verhalten. Was keine Rechtfertigung darstellen soll. Aber zumindest einen Auftrag: Bringt den Flüchtlingen endlich nicht nur Sprache, sondern auch Kultur bei, verdammt nochmal. Für die Vergewaltigung und dem Mord an einem 14-jährigen Menschen ist es aber absolut vollkommen egal, woher der Täter kommt. Die Vergewaltigung tut weh, der Mensch ist tot, die Angehörigen leiden. Und ganz unabhängig von ihrer Herkunft wünsche ich ihnen, dass sie schnellstmöglich gefasst werden und eine lange, grausame Zeit im Gefängnis verbringen. Nicht mehr und nicht weniger.

Die deutschen Medien und Politiker nutzen aber die Herkunft des Täters, um Grundsatzdebatten zu führen, was mich unglaublich anwidert. Die AfD schreit auf, sie habe es sich ja immer schon gedacht, dass alle Flüchtlinge per se böse sind und aus Deutschland verschwinden müssten. Rechtspopulismus at it’s finest. FDP-Mitglieder fragen sich, wieso der Täter überhaupt noch in Deutschland gewesen sei und nicht längst ausgewiesen (das BAMF hat gerade viel zu tun, habe ich gehört). Das ist eine Frage, die ich im Zusammenhang nicht nur geschmacklos finde, sondern auch erstmal irrelevant. Erstmal muss es um Aufklärung gehen, bevor ich mir als Politiker irgendein Urteil erlauben darf. Das macht meiner Meinung nach die professionelle Aufgabe eines Politikers aus.

Stattdessen aber nutzen die Medien und die Politik einen solchen Fall aus, um sich selbst, ihre Partei, ihr Blatt etc. relevant zu machen und auf diese Weise Wähler und Leser für sich zu gewinnen. Das empfinde ich als absolut geschmacklos. Punkt.

Zum anderen: Es ist dem mutmaßlichen (!!) Täter gelungen, in den Irak zu fliehen. Und zwar mit gefälschten Papieren an einem deutschen Flughafen. Ein Armutszeugnis für die deutsche Bürokratie, ganz ohne Zweifel. Aber der Aufschrei – das: Wie konnte das nur passieren? –, in Medien und Politik ist auch hier wieder schrecklich und unmenschlich. Ich betone nochmal: Können wir nicht erstmal ein bisschen die Hände in den Schoß legen, neutrale Updates lesen, die Aufklärung abwarten, die jetzt auf den Schultern der Polizei lastet. Dass es sich in solchen Fällen um eine Belastung handelt, halte ich nämlich für ganz klar: Der Druck von so vielen Seiten muss immens sein. Wem helfen jetzt schon Schuldzuweisungen? Für die bleibt noch genug Zeit. Es gibtüberhaupt keinen Grund für die Eile kindischer „Der war’s“- und „Flüchtlinge haben doofe Ohren“-Statements. Und noch eine kleine sarkastische Nebenbemerkung zur Ausreise in den Irak: Müssten rechte Politiker das nicht als supi ansehen? Wie leicht es ist, hier wieder rauszukommen?

Was mich stört, ist einfach die Politisierung. Die empfinde ich als übereilt, als respektlos Tätern und Opfern gegenüber und nicht zuletzt auch als traurig im menschlichen Sinne. Ich würde mir wünschen, dass wir die Polizei ganz unpopulistisch und in Ruhe ihre Arbeit machen ließen, dass wir zwar auf Aufklärung, aber ruhig, strukturiert und langfristig pochen, dass die Familie und die Wirkung dieses politischen Mediengedöhns auf sie nicht vergessen wird. Dann, aber nur dann, lassen sich solche Katastrophen am Ende vollständig und richtig aufklären und vor allem in einer vernünftigen Art und Weise diskutieren.

Me Not Too

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Warum mir ein Hashtag nicht genug ist …

Ich bin weiblich. Würde ich mich selbst als Feministin bezeichnen? Nein. Trotzdem bin ich für männliche und weibliche Gleichberechtigung. Zu Abtreibung habe ich ein gespaltenes Verhältnis, halte es aber für selbstverständlich, dass das eine individuelle Entscheidung sein muss. Mit Prostitution kann ich ebenfalls leben, wenngleich sie für mich selbst beruflich nicht unbedingt erstrebenswert erscheint. Das nur mal so zu den großen feministischen Debatten. Übrigens bin ich auch absolut für Gleichberechtigung im Privaten: sexuell, kindertechnisch, beruflich, das Einkommen betreffend und so weiter… #MeToo geht mir allerdings zunehmend auf den Keks.

Nein heißt nein, das ist für mich nichts, worüber mensch diskutieren muss. Das sollte eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Genauso übrigens, wie auch Ja Ja heißt. Das wird ja gerne mal totgeschwiegen: Denn nur weil ich als Frau mit vielen Männern schlafe (und das absurderweise vielleicht sogar genieße), darf ich keinesfalls ein schlampiges Etikett aufgedrückt bekommen. Jeder, wie er lustig ist. Ich finde es auch in Ordnung, mit dem eigenen Vorgesetzten zu schlafen oder sonstige sexuelle Handlungen auszuführen, solange die Regeln und Grenzen dabei ganz eindeutig und von beiden Seiten festgelegt werden. Andernfalls geht es schnell in Richtung Abhängigkeit und berufliche Konsequenzen. Das allerdings muss doch jeder für sich selbst abwägen und entscheiden dürfen, ohne von irgendwem dafür verurteilt zu werden.

Ich kann lauthals über sexistische Witze lachen, nicht aber über frauenfeindliche. Die Grenze ist oft nah beieinander, und sicher ist da Vorsicht geboten, aber warum nur von Männern? Immer mehr habe ich den Eindruck, da kommt es zu einer Vorverurteilung des männlichen Geschlechts. Die sind die per se Bösen, die hinter jedem – vor allem ihnen untergebenen – Rockzipfeln her sind. Das ist mir zu einfach. Und führt vor allem zu einem ungesunden, weil übersensiblen, Umgang miteinander. Wenn jemand einen Witz macht, der zu weit geht, wenn jemand Anmerkungen macht, die ich als nicht in Ordnung empfinde, wenn jemand körperlich wird, wo ich das nicht wünsche – kann ich das nicht einfach sagen, statt es direkt öffentlich zu skandalisieren.

Frauen müssen – und das soll nicht doppeldeutig gemeint sein! – durchaus lernen, ihren Mund aufzumachen. Mich im Nachhinein hinzustellen und anzuklagen, halte ich für einen absolut feigen und ungenügenden Weg, der zu nichts führt, außer Reibereien und Unwillen. Wir wünschen uns aber doch eigentlich etwas anderes: ein gesundes, lockeres, schönes Miteinander. Wenn wir in einer Situation perplex und überfordert sind, ist das natürlich in Ordnung, und nicht immer ist eine direkte Reaktion möglich. Aber selbst dann darf ein Gemeckere danach nicht die einzige Reaktion bleiben. Auch ich als Frau muss aus einer Situation lernen und mein eigenes Verhalten überprüfen: Wie hätte ich reagieren können? Nur so kann ich es beim nächsten Mal anders machen.

Die #MeToo-Debatte aber verkommt meiner Ansicht nach immer mehr zu einem unproduktiven Anklagen auf hohem Niveau. Was bringt es langfristig, die Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen, jeden zu verurteilen, der etwas dagegen sagt, und den Skandal in der Bewegung zu etablieren? Ich halte es für langfristig hilfreich, dies meinetwegen im ersten Schritt zu machen, aber mir fehlt die Reflektion. Wie geht es nun weiter? Die bösen Männer sagen am Besten gar nichts mehr, um nur ja nichts falsch zu machen? Das kann doch nicht zielführend sein.

Es muss im Kleinen anfangen und im Großen enden. Wir müssen lernen, direkt anzuklagen, nicht über Dritte, sondern persönlich. Wir müssen uns Reaktionen auf unangebrachtes Verhalten überlegen und wir müssen Gegenmeinungen akzeptieren, ohne uns direkt auf Chauvinismus-Ebene zu begeben. Erst wenn uns das gelingt, kann es entspannt möglich sein, die Tür aufgehalten zu bekommen und das Essen vom männlichen Part bezahlt zu bekommen, ohne an dessen Motive dafür zu denken. Vielleicht, liebe Mitfrauen, ist er einfach ein netter Kerl.

Frauenp-aua

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Warum ich den Begriff Frauenpower als längst überholt erachte …

Starke Frauen finde ich super. Frauen, die sich für ihre Träume und Werte einsetzen, sich engagieren, gegen oder – noch besser – für etwas stehen und kämpfen. Vielleicht gegen Widrigkeiten. Vielleicht sogar gegen den Mainstream. Im Großen und im Kleinen. Weil sie es für richtig halten. Die sie selbst sind. Die sich nicht gesellschaftlichem Blödsinn unterordnen. Die für ihre Meinung stehen. Starke Frauen finde ich super. Nur: Starke Männer genauso. Und zwar für das gleiche.

Trotzdem habe ich den Begriff Männerpower noch nie gehört. Vielleicht Manpower, aber dann meint er nicht dasselbe. Es gibt meistens nur die feministische Frauenpower, die hervorgehoben wird und scheinbar werden muss. Denn frau per se ist offenbar nicht automatisch stark, während das von mann erwartet wird und Standard ist.

Das ergibt für beide Seiten eine blöde Situation: Frau muss sich besonders hervortun, um als stark zu gelten. Besondere Leistungen erfüllen. Dann bekommt sie dafür total viel Anerkennung, im privaten Umfeld oder sogar in der Öffentlichkeit. Mann dagegen kann sich abrackern, wie er will, dieselbe Leistung wird vermutlich schnell als normal abgetan und eben nicht speziell gewürdigt. Klischees ahoi.

Denn diese Klischees und Einordnungen unterteilen Leistungen in unserer Gesellschaft nach Geschlechtern auf. Das empfinde ich als nicht stimmig. Und unsinnig. Macht jemand etwas Gutes, sei es im Kleinen oder auf der großen Gesellschaftsbühne, dann sollte das nicht gendertechnisch gewertet werden. Oder anders: Es sollte vollkommen wumpe sein, welches Geschlecht hinter einer Leistung steckt, die Leistung an sich und die Person hinter ihr sollten zählen. Jede Person. Jede Leistung. Aber eben nicht, ob derjenige nun Brüste oder einen Schniedelwutz hat. Oder beides.

Das ist aber die uralte Krux am Feminismus: Es sollen immer nur die Frauen gefordert, gefördert und honoriert werden, weil die ja ach so benachteiligt sind. Bei den Männern wird – feministisch – ein Automatismus vorausgesetzt. Daraus wird eine unfaire Behandlung von Frauen abgeleitet, die aber zu einer unfairen Behandlung auf beiden Seiten führt, statt das Problem produktiv anzugehen. Sollten wir heute nicht einen Schritt weiter sein?

Meiner Meinung nach handelt es sich beim Feminismus also inzwischen um ein überholtes Konzept. Uh, gewagte Hypothese, hm? Ich predige mal wieder den Genderismus: Ja, besondere Leistungen sollen unbedingt honoriert werden. Demjenigen, der sie vollbracht hat, soll Ehre zuteil werden. Gerne auch offen und öffentlich. Aber eben nicht geschlechtsabhängig.

Wenn eine Frau an die Spitze eines Automobilkonzerns kommt, sollte das genauso erwähnenswert sein wie ein Mann, der diese Führung übernimmt. Hallo? Beide Menschen (!) haben richtig was erreicht auf der Karriereleiter. Und die alleinerziehende Mutter von zehn Kindern, die ganz nebenbei noch ehrenamtlich Flüchtlinge und behinderte, schwarze Senioren betreut, bringt exakt so eine tolle Leistung wie der Mann. Nur weil sie kleiner ist, weniger wiegt, weniger Muskeln hat und als Kind mit Puppen gespielt hat, heißt das nicht, dass sie weniger leisten kann oder muss. Hauptsache ist doch, dass jeder das leistet, was er leisten möchte und kann.

Ich bin übrigens auch für die Abschaffung von geschlechtlich unterteiltem (Leistungs-)Sport. Hier finde ich eine Klassifizierung nach Gewicht, Größe etc. wesentlich sinnvoller. Und ich persönlich fänd gemischte Mannschaften (oder Frauschaften? Oder Menschschaften?) auch spannender anzuschauen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal gelesen werden.

In diesem Sinne: Menschen, Power!

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