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Channel: Diskussion – Kontravers

3 Dinge, …

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… die mir bei Animationsfilmen noch fehlen:

  • alle Formen von Charakteren aus der LGBT-Szene
  • anständige Musik
  • richtig starke, emanzipierte Frauen/Mädchen, die Hosen tragen

Reformation der Feiertage

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Warum ich christliche Feiertage für problematisch halte …

Im Norden wird es am 31. Oktober einen Feiertag mehr geben. Einen Tag mehr ohne Arbeiten, Einkaufen, stattdessen Ausschlafen, Gemütlichkeit, vielleicht ein bisschen Haushalt. Denn es wurde beschlossen, in Schleswig-Holstein den Reformationstag als höchst offiziellen Feiertag wieder einzuführen. Finde ich nicht gut.

Ich habe nichts gegen Feiertage. Im Gegenteil. Nehmen wir beispielsweise den Tag der Arbeit oder der Deutschen Einheit. Das sind Tage, an denen ich es großartig finde, wenn alles mal brachliegt. Das freut mich für Arbeitnehmer, für Familien, für alle, die den Genuss eines freien Tages zu würdigen wissen.

Wenn wir uns im besten Fall sogar mal darauf besinnen, warum wir eigentlich gerade frei haben. Das machen sowieso die wenigsten. Ich finde es nur nicht gut, ausgerechnet einen kirchlichen Feiertag einzuführen. Dazu sollten mir Kirche und Staat einfach nicht nah genug sein.

Warum feiern wir nicht den Tag des Sonnenscheins, der Elternschaft, der Homosexualität, der Kinderrechte oder was weiß ich Lobenswertes in unserer Gesellschaft? Stattdessen erfreuen wir uns an Jesus‘ Geburt, Wiederauferstehung, Tod etc. Was ist denn mit Allah, Buddha, Hara Krishna oder sonst wem? Warum sind das keine offiziellen Feiertage? Das ist so überheblich christlich-narzisstisch und so inkonsequent, dass ich es einfach nicht richtig finde, Luthers Kirchenreform mit einem staatlichen Feiertag zu würdigen.

Bin ich also für die Abschaffung jeglicher Feiertage? Nein, auf keinen Fall. Ich finde nur kirchliche Feiertage per se nicht richtig. Ich finde, es gibt jede Menge Anlässe, aus denen es offizielle Feiertage geben darf. Tage, an denen Personen, Ereignisse oder „Einfach so“s gewürdigt werden, die beispielsweise historische Bedeutung haben oder die Werte unserer Gesellschaft honorieren.

Natürlich sind kirchliche Ereignisse wichtig. Natürlich hat Luther für einen unglaublichen Gesellschaftswandel gesorgt. Das haben aber Konrad Zuse oder Herr Gutenberg auch – wo sind deren Feiertage?

Welche Rechtfertigung gibt es dafür, christliche Ereignisse und Personen über die Verdienste anderer zu stellen? Welche Rechtfertigung gibt es in einem pluralistischen, freidenkenden Staat dafür, andere Religionen vollkommen zu ignorieren? Und wer entscheidet darüber, wer wichtig genug für einen Feiertag sein darf? Nur das erschließt sich mir nicht an der Wiedereinführung eines solchen Feiertags.

In diesem Sinne: Frohes Schaffen!

Rat geben – Geld nehmen

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Warum ich unsere Ratgeberkultur widerlich finde …

Ich bin verärgert. Es ist nicht so, dass ich den Autoren ihren Erfolg missgönne oder gar neide. Schließlich müssen wir bekanntlich alle von etwas leben. Was mich ärgert, ist der Umgang mit dem Leid von anderen. Altruistisches Abkassieren. Worum es geht? Um Rat-Geber.

Erkenntnis 1: Jemandem einen Rat zu geben, sich gegenseitig zu helfen, sich in schweren Zeiten zur Seite zu stehen und zu unterstützen, das sind alles menschliche Züge, die wahnsinnig toll sind. Die wir auch brauchen, weil wir sonst verkümmern wie jeder Kaktus in meinem Haushalt.

Erkenntnis 2: Es gibt Menschen, die können besseren Rat erteilen als andere. Manche Menschen sind klüger und weiser als andere. Manche haben mehr Lebenserfahrung. Manche hören aufmerksamer zu als andere. Manche können sich besser ausdrücken. All das macht uns zu kompetenteren Ratgebern. Vielleicht sogar zu besseren Freunden, aber das ist ein anderes Thema.

Erkenntnis 3: Es gibt Menschen, die kommen besser oder schlechter mit ihrem Leben klar. Folglich gibt es Menschen, die mehr Rat geben und Menschen, die mehr Rat benötigen. Nach dem Geben-und-nehmen-Prinzip ist das menschliche Sozialsystem hier mit Sicherheit nicht ausgeglichen. Allerdings glaube ich, dass da niemand so genau auf die Mini-Mini-Abweichung in Beziehungen achtet, solange das große Ganze in Balance ist.

Erkenntnis 4: Wir alle müssen für das Erfüllen von Bedürfnissen Geld zahlen, und das Geld dafür muss irgendwoher kommen. Um es zu bekommen, setzen wir unsere individuellen Fähigkeiten ein. Mehr oder weniger erfolgreich. Mit mehr oder weniger Ergebnis auf dem Konto.

 

So. Soweit alles klar? Dann folgen Sie nun bitte weiter meinen klugen, hilfreichen Gedanken. Jedoch bitte erst, nachdem Sie mir mindestens 1.500 Euro an untenstehende Kontoverbindung überwiesen haben.

 

Kleiner Scherz. Kontravers ist und bleibt leider kostenlos.

 

Worauf ich hinauswill: Wenn jemand Probleme hat und in einer Krise steckt, dringend den Rat eines anderen benötigt, dann ist es großartig, wenn er Hilfe und Unterstützung findet. Nun kann es aber sein, dass es die in seinem Freundeskreis nicht gibt, weil sie die Kompetenzen desselben einfach übersteigt. Umso großartiger, wenn er in unserer globalisierten, vernetzten Welt dennoch Ankerpunkte findet. In Form von Literatur, Hörbüchern, bestärkenden Internetseiten, Foren, Gruppen. Alles wunderbar.

Nicht mehr ganz so wunderbar finde ich allerdings die Monetarisierung hinter dem ganzen System „Ratgeber“. Ich spreche hier nicht von 10 Euro für ein Taschenbuch zur Rauch-Entwöhnung. Geschenkt. Ich spreche von den Workshops, die sich ohne Ende im Internet finden lassen, und für die wirklich, wirklich viel Geld verlangt wird.

Ja, ich honoriere, dass Menschen ihre Geschichte weitererzählen und sich viel Mühe damit geben, sie zusammenzutragen, zu überlegen, wie sie anderen helfen kann, Übungen erstellen etc., aber in Maßen. Ich finde es nicht in Ordnung, für einen (Online-)Workshop 500 Euro zu nehmen, Extra-Kosten für den Austausch mit anderen „Teilnehmern“ noch nicht berechnet, wenn jemand in einer Krise steckt, Hilfe und Beistand sucht. Nicht vor dem Gesichtspunkt, dass es sich um eine menschliche und soziale Selbstverständlichkeit handeln sollte, füreinander da zu sein. Wo wären wir heute, wenn die Weitergabe von Wissen einer exklusiven Anzahl von Menschen vorbehalten worden wäre? Wenn medizinische Maßnahmen nur denjenigen zuteil würden, deren Portemonnaies prall gefüllt sind*?

Dasselbe gilt übrigens für diese ganzen Rat- und Astro-Hotlines. Früher habe ich mich darüber lustig gemacht, was für Verzweifelte da anrufen und ein Heidengeld pro Minute oder pro Anruf zahlen. Denken wir etwas weiter, ist es nicht witzig. Da sind Menschen so verzweifelt, dass sie ihr Geld in eine Nummer investieren, die ihnen Hoffnung und Hilfe verspricht. Dieses Versprechen wird teilweise mit flapsigen Sprüchen, mit Respektlosigkeit und mit mangelnder Kompetenz nicht mal eingelöst. Aber der Rubel, der rollt.

Gerade wenn es darum geht, jemandem aus seinem Suchtverhalten, seiner Depression oder seiner Trauer herauszuhelfen, ist es meiner Meinung nach ziemlich eklig, erstmal das Sparschweinchen hinzuhalten. Es kann nicht sein, dass Betroffene Unsummen investieren müssen, um eine Chance auf ein ansatzweise normales Leben zu erhalten. Hat diese Chance nicht vielmehr jeder verdient als nur diejenigen, die es sich leisten können? Unterstützen wir mit einer solchen Ratgeberkultur nicht die Einstellung, dass nur diejenigen ein gutes Leben verdient haben, die es sich leisten können und wollen? Was sagt das dann über die Rat Gebenden aus?

 

Es gibt übrigens seit vielen, vielen Jahren die kostenlose Nummer gegen Kummer, inzwischen mit vielen Spezialisierungen (Kinder, Sucht, Gewalt,…).

 

*Ja, mir ist bewusst, dass das teilweise der Fall ist, aber vom deutschen Gesundheitssystem ausgehend, bin ich überzeugt davon, dass niemand an einem leeren Geldbeutel sterben muss.

Misst Er Right? Träumt die Frau?

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Warum die Suche nach dem Traumpartner Bullshit ist …

90-60-90 sollten es schon sein. Na gut, plus minus 10%, wir wollen ja nicht so sein. Außerdem gut gepflegte, lange blonde Haare, ein 1A-Lächeln. Brüste natürlich echt. Geschminkt? Ja, aber nicht zu lang dafür brauchen. Lange Beine. Gebräunte Haut. Und dann noch das Unwichtige, der Charakter… Wir haben genaue Vorstellungen davon, wie Mr und Mrs Right auszusehen und zu sein haben. Und entwickeln dabei unerfüllbare Schnapsideen, die uns am Ende nicht nur einsam, sondern auch unzufrieden machen.

Erstmal ein pessimistisch-realistischer Gedanke vorweg: Sorry, aber ich glaube, den perfekten Partner gibt es nicht. Beziehungsweise gegebenenfalls als seelenlose Backmischung, das war es dann aber auch. Mit der können wir dann zwar American Pie spielen, aber nicht die Beziehung führen, die wir uns wünschen.

Ich möchte auch nicht sagen, dass wir uns mit “weniger” zufriedengeben sollen. Ich glaube schon daran, dass jeder Vorstellungen davon hat, wie sein Traumpartner sein sollte. Wahrscheinlich gibt es auch beim Aussehen Dinge, die gar nicht gehen oder die wir zumindest mehr oder weniger mögen. Wir sprechen hier ja durchaus auch von körperlicher Anziehung.

Aber ich glaube, dass wir so voll von Optionen sind, von dem Gedanken beseelt, es KÖNNTE da draußen noch etwas Besseres geben, dass wir unseren Traumpartner entweder gar nicht erst finden oder aber viel zu schnell ziehen lassen.

Das Problem ist: Warum legen wir uns eigentlich so fest? Warum ist die Haarfarbe auf Online-Plattformen eine Filter-Möglichkeit, wenn ich dadurch vielleicht meinen braunhaarigen Seelenverwandten verpasse? Weil es einfach zu viel Angebot gibt, nehme ich an. Der Partner gehört so sehr zum konventionellen Lebensstil, dass Verzicht nicht möglich ist, also suchen wir und suchen. Statt mit offenen Augen durch die Gegend zu gehen und uns früher oder später finden zu lassen. Darauf zu vertrauen, dass er oder sie schon irgendwann kommen wird. Kein Stress, Mann.

Und wenn wir dann jemanden gefunden haben, mit dem wir uns nicht nur vorstellen können, unser Leben zu verbringen, sondern der andere kann das auch – Jackpot! –, dann neigen wir dazu, das Haar in der Suppe zu suchen. Eigentlich ist er ja, aber … Es wäre schon schön, wenn sie … Wäre es nicht besser, wenn … Und die Schlimmsten aller Fragen: Könnte es noch etwas Besseres geben? Verpasse ich etwas, wenn ich bleibe?

Das sind alles legitime Überlegungen, versteht mich nicht falsch. Aber ich muss bei deren Beantwortung auch bitte fair bleiben und meine eigenen Ansprüche überprüfen. Dazu gehört zum einen die sachliche Abwägung: Hat er/sie wirklich so viele „Fehler“, mit denen ich wirklich nicht leben kann? Und wie sieht das eigentlich andersrum aus? Aber das Allerwichtigste (und Schwerste) ist immer die Frage nach der Liebe. Liebe ich denjenigen an meiner Seite (noch)? Liebe ich ihn oder sie trotz oder wegen ihrer vermeintlichen Fehler und Schwächen? Ist es mir möglich, darüber zu lachen, dass er mit seinen benutzten Socken den Weg zum Bad vollpflastert und sie ihre Mascara am Spiegel kleben lässt? Mache ich die kleinen alltäglichen Nervereien zu einem Maßstab unserer Liebe? Ist das fair unserer Beziehung gegenüber?

Es wird immer Menschen geben, die in irgendwas besser sind oder besser erscheinen als der Typ und die Tussi an unserer Seite oder beim Blind Date. Aber den perfekten Menschen gibt es nicht. Wir sind es schließlich auch selbst (lange) nicht. Wenn das Gefühl stimmt sowie die Basis der Lebensvorstellungen, dann ist das das Maß an Perfektion, das eine Beziehung einnehmen kann. Warum können wir das nicht annehmen? Lieben und lieben lassen.

Was wäre, wenn …

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… es statt Religionsfreiheit ein Religionsverbot gäbe?

Gott hat doofe Ohren

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Warum Blasphemie nicht bestraft gehört …

Ich bin zugegebenermaßen kein großer Fan von Religion. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Gottesdienste, die Gemeinschaft, den Glauben selbst als komisch empfinde. Im Gegenteil, das sind die Aspekte, die ich an Religion reizvoll finde. Es ist ja per se etwas sehr Schönes, gemeinsame Ansichten mit einer Gruppe von Menschen zu teilen. Ich habe lediglich den Eindruck, dass daraus zu oft eben leider nichts Gutes resultiert.

Was ich damit meine, ist, dass Religion sowohl in der Vergangenheit als auch heute dazu führt, dass es über das friedliche, erstrebenswerte Miteinander hinaus Streit, Zwist und Krieg gibt. Das geht vom großen Massenmorden der Rohingya bis auf die Straße, wo Leute mit Kippa oder Kopftuch einfach mal fix verprügelt werden. Das kann und darf eben nicht Sinn der Sache sein.

Hier ist eine Empfindlichkeit – oder sogar Übersensibilität – entstanden, die ich für höchst problematisch halte. Ich finde es erschreckend, welchen Stellenwert Religion und Ethnie global, aber auch im gesellschaftlichen Miteinander eingenommen haben, wie bitterernst mit diesem Thema umgegangen wird und zu was diese Ernsthaftigkeit führt. Das Aussehen von jemandem zu beleidigen, ist ein witziger Scherz, beleidige ich eine Gottheit, komme ich – Riesenwortspiel! – in Teufels Küche und setze mich einer unkalkulierbaren Gefahr aus.

Blasphemie kann in Deutschland mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden, wenn der „öffentliche Frieden“ (Strafgesetzbuch, §166) dadurch gestört werden könnte. Aber wo sind denn da die Grenzen? Wer entscheidet, wann der öffentliche Friede durch solche Handlungen oder gegebenenfalls sogar schon Äußerungen gestört ist? Und warum hat das in einem Staat, der doch eigentlich religionsunabhängig oder zumindest -frei sein will, einen solch speziellen Stellenwert?

Vielleicht fängt da in meinem Kopf die Grundsatzdiskussion an, inwieweit Deutschland ganz generell zu sehr religionsdominiert ist: Wie können wir uns Religionsfreiheit ins Grundgesetz schreiben und dennoch Kreuze in Schulen aufhängen und arbeitende Kopftuchträgerinnen verbieten? Wie können wir Politiker Aussagen darüber treffen lassen, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht? Weder Politik und Religion noch Bildung und Religion gehören zusammen. Punkt. Das aber schaffen wir nicht, indem wir dieses Thema so ernst nehmen. Sogar in Gesetzen.

Ja, ich möchte sagen dürfen, Gott sei doof und habe Flatulenzen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Viel lieber wäre mir allerdings, ich müsse mich gar nicht damit auseinandersetzen, weil jeder einfach macht, was er möchte. Einfach seine Religion lebt oder nicht, seinen Glauben zelebriert oder nicht, seine Feste feiert oder nicht. Und wenn jemand seinen Gott „beleidigt“, dann wäre es so wunderbar, wenn derjenige, der sich angegriffen fühlt, nicht einfach zuschlägt, sondern diskutiert oder ignoriert. Es kann nicht sein, dass wir über Hitlerwitze lachen, aber nicht über prophetische Karikaturen. Was ernst ist, sollte ernst sein und respektvoll behandelt werden, keine Frage. Aber (schwarzer) Humor ist immer auch eine Sache von Verarbeitung und gesundem Umgang. Wenn also Blasphemie nicht als Blasphemie angesehen würde, sondern als Scherz. Scherz, der vielleicht zu weit geht, aber hey, das gibt es doch oft genug auch in anderen Bereichen. Ignoranz, Toleranz, was auch immer, aber nicht Gewalt, Krieg, Tod.

Was wäre, wenn …

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… wir wüssten, wann wir sterben?

Doppelmord

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Warum ich die Reaktionen auf Susannas Tod schrecklich finde …

Da wird ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigt, ermordet und verscharrt, während ihre Mama zuhause auf sie wartet und die Hoffnung nicht aufgibt. Das ist schlimm. Punkt. Wahrscheinlich eine der grausamsten Dinge, die uns passieren können, und ich wünsche der Mutter, dass der Schmerz mit der Zeit erträglich wird. Wie aber unsere Medienlandschaft und die Politik auf einen solchen Fall reagieren und ihn für ihre Zwecke benutzen, das finde ich auch eine schlimme Sache.

Zum einen: Der oder die vermutliche Täter waren Flüchtlinge aus einem Asylbewerberheim. Wie konnte das passieren? Wie konnte ein Flüchtling ein Mädchen vergewaltigen? Die Antwort darauf ist – meiner Meinung nach – so simpel wie böse: So wie jeder Deutsche auch. Sicher kommt bei Flüchtlingen noch der Kulturclash dazu, der zu einem Unverständnis für sexuelle Grenzen führen kann und zu resultierendem rücksichtslosen Verhalten. Was keine Rechtfertigung darstellen soll. Aber zumindest einen Auftrag: Bringt den Flüchtlingen endlich nicht nur Sprache, sondern auch Kultur bei, verdammt nochmal. Für die Vergewaltigung und dem Mord an einem 14-jährigen Menschen ist es aber absolut vollkommen egal, woher der Täter kommt. Die Vergewaltigung tut weh, der Mensch ist tot, die Angehörigen leiden. Und ganz unabhängig von ihrer Herkunft wünsche ich ihnen, dass sie schnellstmöglich gefasst werden und eine lange, grausame Zeit im Gefängnis verbringen. Nicht mehr und nicht weniger.

Die deutschen Medien und Politiker nutzen aber die Herkunft des Täters, um Grundsatzdebatten zu führen, was mich unglaublich anwidert. Die AfD schreit auf, sie habe es sich ja immer schon gedacht, dass alle Flüchtlinge per se böse sind und aus Deutschland verschwinden müssten. Rechtspopulismus at it’s finest. FDP-Mitglieder fragen sich, wieso der Täter überhaupt noch in Deutschland gewesen sei und nicht längst ausgewiesen (das BAMF hat gerade viel zu tun, habe ich gehört). Das ist eine Frage, die ich im Zusammenhang nicht nur geschmacklos finde, sondern auch erstmal irrelevant. Erstmal muss es um Aufklärung gehen, bevor ich mir als Politiker irgendein Urteil erlauben darf. Das macht meiner Meinung nach die professionelle Aufgabe eines Politikers aus.

Stattdessen aber nutzen die Medien und die Politik einen solchen Fall aus, um sich selbst, ihre Partei, ihr Blatt etc. relevant zu machen und auf diese Weise Wähler und Leser für sich zu gewinnen. Das empfinde ich als absolut geschmacklos. Punkt.

Zum anderen: Es ist dem mutmaßlichen (!!) Täter gelungen, in den Irak zu fliehen. Und zwar mit gefälschten Papieren an einem deutschen Flughafen. Ein Armutszeugnis für die deutsche Bürokratie, ganz ohne Zweifel. Aber der Aufschrei – das: Wie konnte das nur passieren? –, in Medien und Politik ist auch hier wieder schrecklich und unmenschlich. Ich betone nochmal: Können wir nicht erstmal ein bisschen die Hände in den Schoß legen, neutrale Updates lesen, die Aufklärung abwarten, die jetzt auf den Schultern der Polizei lastet. Dass es sich in solchen Fällen um eine Belastung handelt, halte ich nämlich für ganz klar: Der Druck von so vielen Seiten muss immens sein. Wem helfen jetzt schon Schuldzuweisungen? Für die bleibt noch genug Zeit. Es gibtüberhaupt keinen Grund für die Eile kindischer „Der war’s“- und „Flüchtlinge haben doofe Ohren“-Statements. Und noch eine kleine sarkastische Nebenbemerkung zur Ausreise in den Irak: Müssten rechte Politiker das nicht als supi ansehen? Wie leicht es ist, hier wieder rauszukommen?

Was mich stört, ist einfach die Politisierung. Die empfinde ich als übereilt, als respektlos Tätern und Opfern gegenüber und nicht zuletzt auch als traurig im menschlichen Sinne. Ich würde mir wünschen, dass wir die Polizei ganz unpopulistisch und in Ruhe ihre Arbeit machen ließen, dass wir zwar auf Aufklärung, aber ruhig, strukturiert und langfristig pochen, dass die Familie und die Wirkung dieses politischen Mediengedöhns auf sie nicht vergessen wird. Dann, aber nur dann, lassen sich solche Katastrophen am Ende vollständig und richtig aufklären und vor allem in einer vernünftigen Art und Weise diskutieren.


Me Not Too

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Warum mir ein Hashtag nicht genug ist …

Ich bin weiblich. Würde ich mich selbst als Feministin bezeichnen? Nein. Trotzdem bin ich für männliche und weibliche Gleichberechtigung. Zu Abtreibung habe ich ein gespaltenes Verhältnis, halte es aber für selbstverständlich, dass das eine individuelle Entscheidung sein muss. Mit Prostitution kann ich ebenfalls leben, wenngleich sie für mich selbst beruflich nicht unbedingt erstrebenswert erscheint. Das nur mal so zu den großen feministischen Debatten. Übrigens bin ich auch absolut für Gleichberechtigung im Privaten: sexuell, kindertechnisch, beruflich, das Einkommen betreffend und so weiter… #MeToo geht mir allerdings zunehmend auf den Keks.

Nein heißt nein, das ist für mich nichts, worüber mensch diskutieren muss. Das sollte eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Genauso übrigens, wie auch Ja Ja heißt. Das wird ja gerne mal totgeschwiegen: Denn nur weil ich als Frau mit vielen Männern schlafe (und das absurderweise vielleicht sogar genieße), darf ich keinesfalls ein schlampiges Etikett aufgedrückt bekommen. Jeder, wie er lustig ist. Ich finde es auch in Ordnung, mit dem eigenen Vorgesetzten zu schlafen oder sonstige sexuelle Handlungen auszuführen, solange die Regeln und Grenzen dabei ganz eindeutig und von beiden Seiten festgelegt werden. Andernfalls geht es schnell in Richtung Abhängigkeit und berufliche Konsequenzen. Das allerdings muss doch jeder für sich selbst abwägen und entscheiden dürfen, ohne von irgendwem dafür verurteilt zu werden.

Ich kann lauthals über sexistische Witze lachen, nicht aber über frauenfeindliche. Die Grenze ist oft nah beieinander, und sicher ist da Vorsicht geboten, aber warum nur von Männern? Immer mehr habe ich den Eindruck, da kommt es zu einer Vorverurteilung des männlichen Geschlechts. Die sind die per se Bösen, die hinter jedem – vor allem ihnen untergebenen – Rockzipfeln her sind. Das ist mir zu einfach. Und führt vor allem zu einem ungesunden, weil übersensiblen, Umgang miteinander. Wenn jemand einen Witz macht, der zu weit geht, wenn jemand Anmerkungen macht, die ich als nicht in Ordnung empfinde, wenn jemand körperlich wird, wo ich das nicht wünsche – kann ich das nicht einfach sagen, statt es direkt öffentlich zu skandalisieren.

Frauen müssen – und das soll nicht doppeldeutig gemeint sein! – durchaus lernen, ihren Mund aufzumachen. Mich im Nachhinein hinzustellen und anzuklagen, halte ich für einen absolut feigen und ungenügenden Weg, der zu nichts führt, außer Reibereien und Unwillen. Wir wünschen uns aber doch eigentlich etwas anderes: ein gesundes, lockeres, schönes Miteinander. Wenn wir in einer Situation perplex und überfordert sind, ist das natürlich in Ordnung, und nicht immer ist eine direkte Reaktion möglich. Aber selbst dann darf ein Gemeckere danach nicht die einzige Reaktion bleiben. Auch ich als Frau muss aus einer Situation lernen und mein eigenes Verhalten überprüfen: Wie hätte ich reagieren können? Nur so kann ich es beim nächsten Mal anders machen.

Die #MeToo-Debatte aber verkommt meiner Ansicht nach immer mehr zu einem unproduktiven Anklagen auf hohem Niveau. Was bringt es langfristig, die Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen, jeden zu verurteilen, der etwas dagegen sagt, und den Skandal in der Bewegung zu etablieren? Ich halte es für langfristig hilfreich, dies meinetwegen im ersten Schritt zu machen, aber mir fehlt die Reflektion. Wie geht es nun weiter? Die bösen Männer sagen am Besten gar nichts mehr, um nur ja nichts falsch zu machen? Das kann doch nicht zielführend sein.

Es muss im Kleinen anfangen und im Großen enden. Wir müssen lernen, direkt anzuklagen, nicht über Dritte, sondern persönlich. Wir müssen uns Reaktionen auf unangebrachtes Verhalten überlegen und wir müssen Gegenmeinungen akzeptieren, ohne uns direkt auf Chauvinismus-Ebene zu begeben. Erst wenn uns das gelingt, kann es entspannt möglich sein, die Tür aufgehalten zu bekommen und das Essen vom männlichen Part bezahlt zu bekommen, ohne an dessen Motive dafür zu denken. Vielleicht, liebe Mitfrauen, ist er einfach ein netter Kerl.

Frauenp-aua

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Warum ich den Begriff Frauenpower als längst überholt erachte …

Starke Frauen finde ich super. Frauen, die sich für ihre Träume und Werte einsetzen, sich engagieren, gegen oder – noch besser – für etwas stehen und kämpfen. Vielleicht gegen Widrigkeiten. Vielleicht sogar gegen den Mainstream. Im Großen und im Kleinen. Weil sie es für richtig halten. Die sie selbst sind. Die sich nicht gesellschaftlichem Blödsinn unterordnen. Die für ihre Meinung stehen. Starke Frauen finde ich super. Nur: Starke Männer genauso. Und zwar für das gleiche.

Trotzdem habe ich den Begriff Männerpower noch nie gehört. Vielleicht Manpower, aber dann meint er nicht dasselbe. Es gibt meistens nur die feministische Frauenpower, die hervorgehoben wird und scheinbar werden muss. Denn frau per se ist offenbar nicht automatisch stark, während das von mann erwartet wird und Standard ist.

Das ergibt für beide Seiten eine blöde Situation: Frau muss sich besonders hervortun, um als stark zu gelten. Besondere Leistungen erfüllen. Dann bekommt sie dafür total viel Anerkennung, im privaten Umfeld oder sogar in der Öffentlichkeit. Mann dagegen kann sich abrackern, wie er will, dieselbe Leistung wird vermutlich schnell als normal abgetan und eben nicht speziell gewürdigt. Klischees ahoi.

Denn diese Klischees und Einordnungen unterteilen Leistungen in unserer Gesellschaft nach Geschlechtern auf. Das empfinde ich als nicht stimmig. Und unsinnig. Macht jemand etwas Gutes, sei es im Kleinen oder auf der großen Gesellschaftsbühne, dann sollte das nicht gendertechnisch gewertet werden. Oder anders: Es sollte vollkommen wumpe sein, welches Geschlecht hinter einer Leistung steckt, die Leistung an sich und die Person hinter ihr sollten zählen. Jede Person. Jede Leistung. Aber eben nicht, ob derjenige nun Brüste oder einen Schniedelwutz hat. Oder beides.

Das ist aber die uralte Krux am Feminismus: Es sollen immer nur die Frauen gefordert, gefördert und honoriert werden, weil die ja ach so benachteiligt sind. Bei den Männern wird – feministisch – ein Automatismus vorausgesetzt. Daraus wird eine unfaire Behandlung von Frauen abgeleitet, die aber zu einer unfairen Behandlung auf beiden Seiten führt, statt das Problem produktiv anzugehen. Sollten wir heute nicht einen Schritt weiter sein?

Meiner Meinung nach handelt es sich beim Feminismus also inzwischen um ein überholtes Konzept. Uh, gewagte Hypothese, hm? Ich predige mal wieder den Genderismus: Ja, besondere Leistungen sollen unbedingt honoriert werden. Demjenigen, der sie vollbracht hat, soll Ehre zuteil werden. Gerne auch offen und öffentlich. Aber eben nicht geschlechtsabhängig.

Wenn eine Frau an die Spitze eines Automobilkonzerns kommt, sollte das genauso erwähnenswert sein wie ein Mann, der diese Führung übernimmt. Hallo? Beide Menschen (!) haben richtig was erreicht auf der Karriereleiter. Und die alleinerziehende Mutter von zehn Kindern, die ganz nebenbei noch ehrenamtlich Flüchtlinge und behinderte, schwarze Senioren betreut, bringt exakt so eine tolle Leistung wie der Mann. Nur weil sie kleiner ist, weniger wiegt, weniger Muskeln hat und als Kind mit Puppen gespielt hat, heißt das nicht, dass sie weniger leisten kann oder muss. Hauptsache ist doch, dass jeder das leistet, was er leisten möchte und kann.

Ich bin übrigens auch für die Abschaffung von geschlechtlich unterteiltem (Leistungs-)Sport. Hier finde ich eine Klassifizierung nach Gewicht, Größe etc. wesentlich sinnvoller. Und ich persönlich fänd gemischte Mannschaften (oder Frauschaften? Oder Menschschaften?) auch spannender anzuschauen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal gelesen werden.

In diesem Sinne: Menschen, Power!