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Channel: Diskussion – Kontravers
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Frauen an die Macht!

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Frauenquote

Warum die Quote eine Chance sein sollte…

Nun ist sie also beschlossen, die Frauenquote. Gefühlt gibt es nur wenige Gesetze, die für so viele Diskussionen innerhalb aller Gesellschaftsschichten führen und für so viel Aufregung sorgen. Allerdings habe ich langsam den Eindruck, dass die Befürworter(innen) immer weniger werden – oder sich schlichtweg nicht mehr trauen, sich zu Wort zu melden?

Ich bin pro Quote. Ganz eingeschränkt kann ich das so aber nicht stehenlassen. Ich empfinde es als Armutszeugnis für eine Gesellschaft, dass so etwas überhaupt nötig ist. Dasses erforderlich ist, zeigt sich aber doch an den Ergebnissen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Bereits in den 1980er Jahren war das Problem so bekannt, dass zum Beispiel Die Grünen eine solche Quote festlegten. Und seitdem hutzeln wir rum. Wissend, dass das Problem besteht, unfähig oder unwillig, es zu ändern. Noch immer wählen männliche Führungskräfte ihre Nachfolger und Kollegen aus. Noch immer wählen sie die, die ihnen vermeintlich näher stehen, die sie vermeintlich besser verstehen, mit denen sie sich vermeintlich identifizieren können und mit denen sie gerne ein Bierchen trinken gehen (um mal ganz klischeehaft zu sein).

Warum also noch länger warten? Warum noch länger darauf hoffen, dass ein gesellschaftliches Umdenken endlich so weit geht, dass sich das Problem von ganz allein löst? Gesellschaftliche Reformen kommen nicht von Ungefähr und es macht Sinn, einen Denkanstoß zu geben. Um mehr kann und darf es bei einer solchen Quote nicht gehen.

Dass nur gut 100 Unternehmen unter die neue Regelung fallen, dass Positionen leer bleiben sollen, wenn sich keine geeignete Bewerberin findet, dass es keine Ausnahmen gibt, das kann man alles diskutieren und ablehnen. Aber es erscheint mir konsequent. Viel zu oft werden in der Politik Schlupflöcher geschaffen, die von chauvinistisch-konservativen Männern liebend gerne angenommen werden. Und ja, vielleicht müsste das Ganze sogar noch viel weiter gehen. Vielleicht müsste es höhere Quoten geben, vielleicht Quoten für Nicht-Heterosexuelle, für Nicht-Weißhäutige, für Über-50-Jährige. Aber nehmen wir doch erst mal diese Herausforderung an, bevor wir über Ansätze diskutieren, die vielleicht noch weitere Jahrzehnte brauchen – oder sich von alleine lösen. Denn um eine Herausforderung handelt es sich zweifelsohne.

Nicht nur für die Unternehmen, die plötzlich Stellen mit Frauen besetzen müssen. Ich glaube gar nicht, dass die Schwierigkeiten auf dieser Seite tatsächlich so groß sind, wie immer getan wird. Vielmehr stelle ich es mir für die eingestellten Frauen und den Rest des Unternehmens als Herausforderung vor. Merkwürdige Kommentare bezüglich ihres Daseins als “Quoten-Frau”, aufschreiartige Bemerkungen am Kaffee-Automat, ein Anzweifeln jeglicher Kompetenzen der im doppelten Sinne betroffenen Frauen – all das sind Verhaltensweisen, auf die sie sich gegebenenfalls (leider) einstellen müssen. Und die sie durchstehen müssen, wie die Feministinnen der ersten Generation jegliche patriarchalisch fundierten Vorurteile.

Das wiegt im Zweifelsfall schwer für die entsprechenden Frauen, und auch wenn ich hoffe, dass es gar nicht zu einem solchen weiteren Armutszeugnis kommt, wünsche ich ihnen, dass sie mit erhobenem Kopf ihre Position ausfüllen, sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen und stolz sind auf das, was sie erreicht haben. Quote hin oder her: Es gibt ja diese kompetenten Frauen, die aufgrund ihrer Qualifikation verdient haben, in die jeweiligen Posten zu kommen.

Für mich ist die Quote keine langfristige Lösung. Es erscheint mir noch immer wünschenswert, dass sich das Problem von alleine löst – dass es sich um ein Problem handelt, halte ich für indiskutabel. Wäre es nicht schön, wenn die Frauen, die jetzt endlich zu einem Drittel die Unternehmen fluten, für ein Umdenken in der Chefetage sorgen? Und durch ihre Entscheidungen, ihr Verhalten und ihre Kompetenz dafür sorgen, dass irgendwann gar nicht mehr darüber nachgedacht wird, ob der Bewerber oder die Bewerberin männlich oder weiblich ist? Bis wir aber in dieser gesellschaftlichen Utopie – und ich hoffe, dass es eben keine langfristige Utopie ist – angekommen sind, hoffe ich, dass die Quotenregelung hilft und nicht kontraproduktiv ist, sondern für einen positiven Erfahrungswert sorgt.


Die Religion ist frei – wer kann sie erraten?

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Kopftuchverbot

Warum religiöse Symbole und staatliche Einrichtungen nicht zusammenpassen…

Die Diskussion über das Kopftuch ist in Deutschland so alt wie manch muslimischer Bart lang. Sie hat mittlerweile fast Tradition. So, wie die Deutschen meinen, nach School Shootings über Videospiele reden zu müssen und nach Terroranschlägen über Waffengesetze. Trotzdem würde ich nach dem heutigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts das Fass gerne noch einmal öffnen.

Ich finde nämlich, dass das Problem nicht aus dem Kopftuch per se besteht. Mir ist es weißwurscht, ob eine Muslimin ein Kopftuch tragen möchte oder nicht. Ob sie dies aus freiem Willen macht oder nicht, das ist mir zwar überhaupt nicht egal, aber etwas, worauf ich keinen Einfluss habe. Im Grunde geht es mich auch nicht so furchtbar viel an, warum jemand ein Kopftuch trägt oder warum nicht.
Genauso wenig interessiert mich, warum jemand eine Kippa trägt, ein Kreuz um den Hals oder ein Tattoo auf dem Arm. Hat sie gerade Religionszeichen mit künstlerischem Körperschmuck verglichen? Ja, hat sie, weil sie meint, dass es doch von der Uraussage nichts anderes ist: Ich trage in die Welt – und damit in die Öffentlichkeit –, was ich als tief verbunden mit mir selber empfinde. Und ob dies nun Gott, Allah, Buddha ein feuerspeiender Drache oder ein Stück Draht in meinem Gesicht ist, das ist eigentlich egal. Ich zeige, wer ich bin und womit ich mich identifiziere, wozu ich mich zugehörig fühle.
Dagegen habe ich auch nichts. Jeder, wie er lustig ist. Grüne Haare, abgerissene Klamotten, Piercings, Tattoos, Springerstiefel, Nonnengewand,… Man muss all das nicht gut finden, aber es sollte zum guten Ton einer Gesellschaft gehören, es zu akzeptieren. Denn die Konsequenz wäre ja sonst: Unser Aussehen dürfte unsere inneren Haltungen nicht mehr wiederspiegeln. Was ein gruseliger Gedanke ist.
Aber einen Punkt gibt es eben doch, an dem ich mich reibe: Ich finde, innere Haltungen, die mit ethisch-moralischen Werten verbunden sind, und staatliche Institutionen sollten nichts miteinander zu tun haben. Nicht umsonst hat einst eine Säkularisierung stattgefunden. Dann aber hat Deutschland den Fehler gemacht und es nicht so laizistisch-konsequent durchgezogen wie zum Beispiel unsere französischen Nachbarn. Hier sollen zwar Kirche und Staat potenziell voneinander getrennt sein, so richtig wird das aber eben nicht durchgehalten. Daher sind Kirchensteuer, christliche Krankenhäuser und Schulen hier vollkommen normal. Und da beginnt meiner Meinung nach die Inkonsequenz, die eben für so viele Debatten sorgt.
Ich finde es nicht okay, dass eine Lehrkraft in einer Bildungseinrichtung den Schülern zeigt, welcher Religion sie angehört und welche moralischen Werte sie auf dieser Ebene vertritt. Ich finde es nicht okay, wenn die verzweifelte Frau in einem katholischen Krankenhaus keine Pille danach verschrieben bekommt. Und ich finde auch christlich geprägten Religionsunterricht in staatlichen Schulen nicht okay.
Um welches Religionssymbol es geht, ist mir egal. In gewissen Einrichtungen sollten solche Symbole – ganz genau wie tätowierte Hakenkreuze oder Böhse Onkelz-Shirts – einfach nichts zu suchen haben. Dass die Einstellung des Lehrers zu gewissen Situationen und Menschen durchscheint, das ist menschlich und darum geht es mir gar nicht. Aber ein öffentliches Zeigen bestimmter Werte und Normen, und dazu gehören eben auch die der Religion, halte ich einfach immer und ausnahmslos für problematisch.

Die Kontraverse: Anglizismen

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Und hiermit…. – Trommelwirbel – …. wird der erste Kontravers-Podcast veröffentlicht: Die Kontraverse. Lauscht gebannt, genießt entspannt, kommentiert! Viel Spaß!

Kleine Anmerkung: In der zweiten Hälfte wird die Audioqualität leider sehr, sehr schlecht. Ich hoffe, als erste Folge ist das noch zu verzeihen, ich gelobe Besserung!

Mein E-Book – meins, meins, meins.

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DRMWarum Bonniers weiches DRM im digitalfeindlichen Deutschland ganz dringend nötig war.

Wo Kreativität ist, ist auch das Urheberrecht nicht weit. Soweit nichts Neues. Dass Urheberrecht und Internet nicht unbedingt Freunde voneinander sind und es von Youtube bis Twitter und Instagram Diskussionen, Streits, Anfeindungen und juristische Auseinandersetzungen gibt, auch alles altes Bier. Ebenso die betroffenen Genres: Musik, Games, Programme, Videos, Zeitschriften, Bücher, alles mit dabei. Alles meins. Oder eben nicht meins. Dass die Bonnier-Gruppe (Piper, Carlsen, Ullstein,…) jetzt angekündigt haben, ihr bisheriges DRMS über Bord zu werfen, ist dagegen schon eine kleine Sensation. Eine, die ganz dringend nötig war.

Unter DRM – also, Digital Rights Management – (oder in schönem Amtsdeutsch: Unter Digitalem Rechtemanagement) versteht man ganz allgemein einen technisch angelegten Kopierschutz. Da gibt es einzelne Verfahren, auf die hier gar nicht näher eingegangen werden soll. Im Bereich der Bücher und Zeitschriften hat sich in Deutschland dafür Adobe DRM durchgesetzt. Durchgesetzt? Nein, ein kleines (riesengroßes) Dorf macht es anders: Amazon. Die setzen auf ihren eigenen, weitgehend unkomplizierten Kopierschutz. Die meisten anderen aber nutzen nach wie vor Adobe.

Und das bedeutet für den Nutzer Folgendes: Er kauft ein E-Book. Völlig legal in einem der inzwischen doch recht vielen Shops dafür. Das kann er sich direkt oder über einen per Mail erhaltenen Link ganz unkompliziert runterladen. Bis dahin einfach. Dann aber möchte er es – verrückt, wie er nun mal ist – auch lesen. Und dann wird es nicht nur kompliziert, sondern auch problematisch. Dazu benötigt er nämlich Adobe Digital Editions, eine Software, die erkennen soll, dass das Buch legal erworben wurde und dem Leser entsprechend das Lesen gestattet. In der Theorie jedenfalls. Am PC mag das noch einigermaßen funktionieren, mit einem Gerät (sei das ein Tablet oder ein spezieller Reader) gestaltet es sich in der Praxis wesentlich komplizierter. Denn: Nun muss Adobe Digital Editions diesem Device auch mitteilen, dass das Buch ganz legal gelesen werden darf. Und das ist nicht so einfach, wie es sein könnte, müsste und sollte. Zum einen ist die Bedienoberfläche des Programms nicht sonderlich intuitiv, zum anderen aber hat man manchmal den Eindruck, es möchte auch einfach nicht, dass das gekaufte Buch gelesen wird (man muss ja immer mal an Verschwörungstheoretiker appellieren).

Ein vollkommen fiktives Beispiel: Eine digital interessierte und technisch versierte Endzwanzigerin kauft sich ein E-Book für ihren Sony Reader. Sie zahlt es, lädt es herunter und kann es sogar unproblematisch mit Digital Editions öffnen. Es auf ihren Reader zu bekommen, ist unmöglich. Warum? Weil der Reader nicht mehr unterstützt wird. Ende. Aus. Vorbei. Das hätte man natürlich vorher rausfinden können, klar, aber was wäre die Alternative gewesen? Nur noch Papierbücher? Sony Reader in die Tonne kloppen? Illegale Downloads ohne Adobe DRM? Also lädt diese Person ein Programm runter, das – natürlich völlig illegal – den Kopierschutz ihres legal erworbenen E-Books entfernt, und kann es – schwuppsi – problemlos auf ihren Reader übertragen. Erfolg: hoch. Frustration: ebenso hoch. Jetzt stellen wir uns das Ganze aber mal mit einer nicht so technisch versierten, nicht so digital interessierten Person 45+ vor. Erfolg: eher null. Frustration: eher sehr hoch. Das kann und darf doch irgendwie nicht sein.

Und dann kommt wieder Bonnier ins Spiel. Diese Verlagsgruppe möchte nun – auch für bereits erschienene E-Books – das Adobe DRM entfernen. Das finde ich nicht nur höchst innovativ, sondern vor allem dringend erforderlich. Um nicht zu sagen: Endlich! Das hätte längst mal einer tun sollen. Glaube ich, dass deswegen die Buchbranche zugrunde geht und noch viel mehr illegal heruntergeladen wird? Nein, im Gegenteil! Abgesehen davon, dass Bonnier gleichzeitig angekündigt hat, wesentlich unproblematischere Wasserzeichen einzusetzen und stärker gegen – Lieblingswortpotenzial – digitale Piraterie vorzugehen, glaube ich, dass die meisten dazu neigen, für Inhalte zu bezahlen. Vielleicht glaube ich zu sehr an das Gute im Menschen, das kann schon sein, aber schließlich ist noch keine Industrie an illegalen Downloads zugrundegegangen. Selbst der Musikbranche scheint es doch ganz gut zu gehen. Selbst wenn sie sich mit neuen Distributionsformen auseinandersetzen muss. Das alles steht der traditionellen Papierbranche noch bevor. Ich glaube aber fest daran, dass ein hartes DRM keine Downloads verhindert und die Unkompliziertheit eines weichen DRMs, wie die geplanten Wasserzeichen der Bonnier-Gruppe, oder sogar – Aufschrei! – keines DRMs die Zahlungsbereitschaft der Menschen eher erhöhen. Und zudem glaube ich daran, dass das sogar zum USP werden kann: „Kauft unsere, DRM-freien/-weichen, einfach herunterzuladenden Bücher, nicht die anderer Verlage mit hartem Kopierschutz!“ Alles in allem also: Glückwunsch, Bonnier, und: Danke, das ist (endlich!) ein Schritt in die richtige Richtung, ein Schritt in ein digitalfreundliches, nicht -skeptisches, Deutschland!

 

Hintergrundinfos zum Bonnier-Adobe DRM-Ausstieg:

Die Kontraverse: Braucht Deutschland eine Armee?

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Dieses Mal beschäftigt sich die Kontraverse mit der Frage, ob Deutschland eine Armee braucht. Zumindest war das die grundlegende Frage – es läuft allerdings darauf hinaus, was eigentlich Frieden ist, wie man den herstellen kann und ob das Leben ohne Armeen nicht weltweit viel besser wäre. Lauscht rein, lasst euch inspirieren, seid friedlich!

Die Kontraverse: Schadet Political Correctness?

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Dieses Mal beschäftigt sich die Kontraverse mit der Frage, ob Political Correctness Fluch oder Segen ist. Im Gespräch habe ich dafür dieses Mal einen echten Promi :). Nämlich Marius Jung, Buchautor, Comedian, Papi, Sänger, Moderator und vieles, vieles mehr – aber vor allem jemand, der sich nicht zuletzt aus eigenem Interesse seit Jahren in der Thematik engagiert. Also, hört rein, genießt, regt euch auf!

Mehr zu Marius Jung findet ihr hier. Seine Bücher heißen “Singen können die alle: Handbuch für Negerfreunde” und “Moral für Dumme: Das Elend der politischen Korrektheit”.

 

Auf der anderen Seite des Kontoauszugs

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HierarchiegeldWarum es ein merkwürdiges Gefühl ist, plötzlich nicht mehr das unbezahlte Glied auf der Hierarchieleiter zu sein…

Und plötzlich stehe ich auf der anderen Seite. Da schaut mich im Büro eine Praktikantin mit großen Augen an und fragt: „Du kriegst aber schon Geld, oder?“ Sie studiert, absolviert hier ihr Pflichtpraktikum und hat eindeutig mehr Erfahrung als ich. Beide erledigen wir unsere Aufgaben aus Spaß und Pflicht: Wir lieben den Job, wir wollen aber auch mal Geld damit verdienen. Was uns unterscheidet, ist, dass eine von uns es schon tut. Diesmal bin das ich.
Auch ich habe unbezahlte Praktika absolviert. Ich habe sogar ein Volontariat gemacht, bei dem ich auf Minijobbasis bezahlt wurde. Das ist alles nicht richtig gewesen, aber man macht es, weil man gefühlt gar keine andere Wahl hat. Und man hat immer neidvoll zu denen aufgeblickt, die nicht nur in der Hierarchie direkt über einem standen, sondern eben auch im Gehalt eine Stufe weiter waren. Was der Chef verdient, war mir persönlich immer reichlich egal. Was die Volontärin verdient oder auch die Auszubildende, das hat mich gewurmt. Weil die an Erfahrungen und Kompetenzen gar nicht so viel weiter wirkten als ich. Teilweise sogar inkompetenter und unerfahrener. Und trotzdem scheffelten die gefühlsmäßig Geld. Nicht fair. Fies.
Und jetzt sitzt sie da plötzlich neben mir und es ist andersrum. Merkwürdiger Moment. Und sie will wissen, wie viel ich denn bekomme. Und obwohl ich immer offen sein wollte, was sowas angeht, kann ich es ihr nicht sagen. Will den Neid nicht noch erhöhen, weil ich verflucht nochmal so genau weiß, wie es sich anfühlt…
Und dann denke ich wieder über diesen verdammten Mindestlohn nach und wie ekelhaft es ist, dass Pflichtpraktikanten den nicht bekommen müssen. Nicht aus Gründen der Herzensgüte, sondern einfach, weil ich sehe, dass sie monatelang qualitative Arbeit leisten, die ihnen im besten Fall durch korrektes Verhalten gedankt werden und indem sie etwas lernen. Im schlechtesten Fall haben sie sich abgerackert, bekommen ein Zeugnis und haben traumatische Erfahrungen im menschlichen Umgang aus der Arbeitswelt mitgenommen (das ist dramatisiert, ich weiß, aber im Kern nicht unwahr). Abgesehen davon, dass sie einfach nur blöde Aufgaben gemacht haben, die ihnen für später nichts bringen.
Wie gut eine Praktikumsstelle ist, lässt sich vorher kaum feststellen. Es gab immer mal Versuche, entsprechende Bewertungsportale zu etablieren, aber im Sinne der Anonymität ist es für ehemalige Praktikanten einfach eine Überwindung, sich bei sowas zu beteiligen. Schließlich könnte das im Zweifelsfall immer auf einen zurückgeführt werden. Und dann? Das ganze Abrackern umsonst. Jobchancen nochmal gesunken. Da wird man doppelt bestraft für ein ohnehin doofes Praktikum. Und das ist das Risiko im Zweifelsfall eben nicht wert…
Bezahlung löst all diese Probleme nicht. Aber sie ist eben eine Honorierung. Ich betone immer wieder, dass ich nicht erwarte, dass sich jemand einen goldenen Hintern mit einer Praktikumstätigkeit verdienen muss (gerne, wenn sich das Unternehmen das leisten kann). Ich finde es auch okay, dass Praktikanten bis zu vier Wochen nicht bezahlt werden. Alles okay. Aber danach kann man davon ausgehen, dass sie einen wichtigen Beitrag für die Firma leisten können (und in der Regel auch wollen, da haben sie ja selbst etwas von). Und dann darf sich dieser Beitrag doch auch finanziell ausdrücken. Nein, muss sich finanziell ausdrücken. Denn das ist das einzige, was das Unternehmen – im Gegensatz zu menschlichem Umgang – garantieren kann. Es heißt nicht umsonst: verdienen. Zahlt wenigstens einen kleinen Lohn, sorgt für Verpflegung und eine Fahrtkostenübernahme – das ist das Mindeste.
Und was lerne ich daraus? Einfach nicht zugeben, dass ich Geld bekomme? In den Betriebsrat? Ich weiß es noch nicht.

Mit dir red ich nicht!

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Diskussionen2

Warum ein Absagen von Debatten kontraproduktives Kindergartenverhalten ist…

 

Da sagt die CDU die Elefantenrunde ab, weil der SWR doof war, weil er der AfD abgesagt hat, weil die SPD das wollte, weil die AfD dabei gewesen wäre. Klingt soweit total logisch. Und nach Kindergarten statt nach Politik. Oder: vernünftiger, demokratisch funktionierender Politik.

Meinungsfreiheit. Das ist eine der Grundsäulen ebendieser Politik. Dass die ihre Grenzen hat und haben muss, logisch. Brauchen wir nicht diskutieren. Aber grundsätzlich gilt erstmal: Jeder darf sagen, was er denkt. Und dazu gehören auch Vertreter der AfD, von Pegida und (noch?) von der NPD. So schmerzhaft das für unsere Ohren ist, damit müssen wir leben. Und das ist auch vollkommen okay so. Denn nur auf diese Weise kann man sich positionieren, kann Haltungen verdeutlichen und sich abgrenzen. Man kann miteinander diskutieren, sich gegenseitig argumentativ aushebeln und auf konstruktivste Weise Sachverhalte ausfechten. Und all das führt im besten Fall dazu, dass der Wähler sehr klar weiß, wo seine gewählten Vertreter stehen, was sie über bestimmte Dingen denken und inwiefern sie bereit sind, für ihre Meinung einzustehen. Alias für den Bürger zu kämpfen. Dessen Wahl umzusetzen.

Aus diesem Grund sind Elefantenrunden so wichtig. Sie sind vielleicht nicht in allen Einzelheiten superspannend, aber letztlich ist es schon interessant, die Positionierung und die Diskussionsfähigkeit der eigenen Vertreter zu beobachten. Und auch, wie gut sie sich positionieren können. Wie gut sie streiten können. Denn das ist doch letztlich das politische Parkett, auf dem sie sich schwungvoll bewegen sollen. Sie sollen ja für mich kämpfen und das umsetzen, was ich bitteschön mit meiner Wahl von ihnen erwartet habe. Dazu sind sie da, die sogenannten Volksvertreter.

Wenn eine Partei oder ein Parteimitglied eine Diskussion absagt, weil eine andere Partei oder Gruppierung zugegen sein wird, dann finde ich das höchst problematisch. Dann fehlt offenbar eine Bereitschaft, sich mit dieser Partei oder ihren Stellvertretern auseinanderzusetzen. Stattdessen positioniert man sich zwar, lässt sich aber auf keine Gegenargumente ein. Kann diese nicht negieren und ins richtige Licht rücken, kann nicht dagegen vorgehen. Stattdessen wird in Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch untergliedert, ohne dem Bürger die Möglichkeit zu geben, selbst zu urteilen. Man nimmt ihm seine Mündigkeit.

Und in dem Fall sind mir die Gründe vollkommen egal. Ich finde, ein Volksvertreter (ich benutze dieses Wort vielleicht noch ein paar Mal, weil die Bedeutung einfach so naheliegend sein muss) sollte unbedingt – muss – willens sein, sich mit allem auseinanderzusetzen. Selbst wenn das der braungesinnteste und beratungsresistenteste Mensch der Welt ist. Genau darin liegt nämlich eine Chance. Stattdessen aber spielen die Genannten den Randgruppen (und ich wage es hoffnungsvoll, die braunen Gruppierungen immer noch als solches zu bezeichnen) in die Hände. Sie unterstützen sie in ihrer Opferrolle und ihrer Lügenpresse-Haltung. Das ist kontraproduktiv.

Gibt es eine bessere Möglichkeit, Thesen genau solcher Menschen und Parteimitglieder ad absurdum zu führen als in einer offenen Diskussion? Dazu muss ich gut sein und logische Argumente haben, keine Frage, aber genau darum geht es doch. Natürlich bekommt die AfD (oder wer auch immer) in einer solchen Fernsehsendung immer auch eine Plattform – aber warum nicht genau die nutzen, um die eigene Partei ganz klar abzugrenzen? Die Plattform gegen sie zu verwenden? Stellung zu beziehen, warum solche Parteien eben nicht wählbar sind, sondern die eigene?

Mit einer Absage aus einem solchen Grund demonstriert man Angst und Feigheit. Angst davor, dass genau das eben nicht gelingt. Und allein das ist ein Armutszeugnis, weil es von vornherein Schwäche demonstriert. Schwäche, die die Gruppierungen als Werbung für sich nutzen können: „Schaut her, Bürger, die feigen, alten Parteien trauen sich nicht mal, mit uns zu reden, weil sie genau wissen, dass wir Recht haben.“

Lieber am Versuch scheitern, als es nicht einmal zu versuchen, sollte die These all der anderen Parteien sein. Denn: Es nicht einmal probiert zu haben, macht eine Partei nicht gerade zu einer attraktiven, wählbaren Option. Wenn die nicht mal versuchen, für etwas zu kämpfen oder auch dagegen, ja, wie wird das denn dann im Landtag/Bundestag?


Centnerschwerer Schrott

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Warum ich es goldrichtig finde, auf Münzgeld zu verzichten…

Münzgeld
Früher hat man Milch gegen Wolle getauscht. Oder Brot gegen Strickjacke. Oder so. Jedenfalls getauscht. Bis irgendwann nicht mehr reine, nützliche Naturalien, sondern auch Muscheln, Münzen und Scheinchen getauscht wurden. Der Anfang vom Ende.

Aber jetzt gibt es neue Hoffnung: Supermärkte fangen an, aufzurunden. Dann zahlt man eben nicht mehr 99 Cent für Ofenbaguettes, sondern 1 Euro. Schwupps kriege ich an der Kasse nicht mehr 1 Cent in die Hand gedrückt, den ich zuhause in meinen Sparstrumpf werfen kann, an dem ich doch nie reich werde. Leider kann ich ihn dann nicht mehr wochenlang in meinem Portemonnaie rumschleppen und mich wundern, warum zur Hölle eigentlich meine Tasche so schwer ist. Und ich kann ihn auch nicht zufällig verlieren und jemand anderem auf diese Weise Glück beschweren. Das Leben ist nicht leicht.

Oder doch? Denn sind wir mal ehrlich: Wäre es nicht viel leichter, wenn es kein Münzgeld mehr gäbe? Ein bisschen wie in den USA mit 1-Dollar-Noten… Keine centnerschwere (man beachte das Top-Wortspiel, das ich übrigens Kollegen geklaut habe) Geldbörse mehr, keine stinkigen Finger, kein Rubbeln an Ticketautomaten, weil das blöde Ding die Münze einfach nicht nehmen will und ich kurz davor bin, den Zug zu verpassen. Das hat doch schon was.

Ich gehe sogar noch weiter: Warum eigentlich überhaupt noch Geld? Kann nicht alles elektronisch ablaufen in unserer vermeintlich so fortschrittlichen Zeit? Warum mir meine Hände an diesem uralten, unhygienischen Zahlungsmittel schmutzig machen, wenn ich doch einfach meine eigene Karte irgendwo drüberziehen könnte? Oder meinetwegen auch mein Handy (wobei ich persönlich das ein wenig gruselig finde).

Vertrauen in elektronisches Geld hin oder her, es hat seine Vorteile. Und all die Nachteile (Unsicherheit, kann geklaut werden, Datenverlust), werden ad absurdum geführt, wenn man vergleicht: Auch Bargeld kann gestohlen werden, auch beim Bargeld kann mir falsch herausgegeben werden, vor Datenverlust können sich so viele Deutsche nicht fürchten, wenn mehr als jeder Vierte bei Payback angemeldet ist.

Also? Ich plädiere langfristig auf jeden Fall für die komplette Abschaffung von Bargeld. Langfristig, weil die Deutschen langsam im Denken sind, was sowas angeht. Das muss ein bisschen klirren und klingeln im Kopf.

Nur für zwei Fragen fällt mir keine Lösung ein: Womit bezahlen wir in Zukunft Straßenmusiker? Und: Worin badet Dagobert dann?

Be my Fairlentine

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ValentinsroseWarum Rosen ein suboptimales Geschenk sind…

 

Es ist mal wieder soweit: 14. Februar, Herzchenstimmung, Gefühlsduselei. Toll, toll, toll. Mindestens unsere armen Männer setzt das ganz schön unter Druck: Wer den Valentinstag ignoriert, der zieht nicht nur den Zorn seiner Liebsten (die dann bezweifelt, die Liebste zu sein) als auch den Spott seines und die Verachtung ihres Freundeskreises auf sich. Also – auf, auf – noch schnell ein Sträußchen kaufen. Das ist schließlich ein top Geschenk. Oder?

 

Keine Blumen sollst du pflücken

Dir im Leben, liebes Kind,

Die nicht rein und würdig sind,

Auch dein Herz damit zu schmücken.

 

Brich auch keine Blumen ab,

Die du nicht, um Gottes Segen

Betend, könntest kindlich legen

Einst an deiner Eltern Grab!

 

Das schreibt Eugène Peschier, Schweizer Dichter, im 19. Jahrhundert. Er beschreibt damit eine Haltung gegenüber Blumen, die meines Erachtens vorbei ist. Aus den acht Zeilen ist ein Respekt gegenüber Pflanzen erkennbar, den ich heute vermisse. Blumen sind zur Ware auf dem kapitalistischen Markt geworden. Eine Ware, über die sich teilweise nur noch symbolisch, gar nicht mehr wirklich gefreut wird – das zumindest mein Eindruck. Und auf jeden Fall nicht in angemessenem Maße für das, was sie eigentlich sind: Lange gewachsene Geschöpfe (von wem auch immer).

Aber schauen wir mal in die Zahlen: Am Valentinstag steigen die Blumenverkäufe durchschnittlich um ungefähr 100%. Wenig überraschend, wenn man sich die Verzweiflung und den Druck der Männer – und ich wage hier mal mutig die Verallgemeinerung Männer – ins Gedächtnis ruft. Ebenso logisch erscheint es, dass die Rose – mit großem Abstand – die beliebteste und damit die am meisten verkaufte Blume in Deutschland ist (Marktanteil 2014: 43%). Der Verkauf selbst stagniert mittlerweile weitgehend, aber: Wir reden hier von Milliardenumsätzen, die Blumengeschäfte, Floristen, Online-Versender etc. machen. Zimmerpflanzen machen dabei mit einem Umsatz von „nur“ 1,2 Milliarden Euro gerade mal eine knappe Hälfte des 3 Milliarden-Big-Sellers Schnittblumen aus. 3 Milliarden Euro. Dieselbe Summe gibt die EU als Syrien-Hilfe aus.

Und dann gibt es beim Straußverschenken noch einen ganz anderen Aspekt, über den Mann zumindest mal nachdenken sollte: Woher kommt eigentlich die Blume, die ich Miss Perfect schenke? Dass Deutschland nicht vor Blumenfeldern strotzt, dürfte jedem bewusst sein. Wir können den „Bedarf“ (in Anführungszeichen, weil ein Brauchen von Blumen ja irgendwie schon fragwürdig ist) auch gar nicht selbst decken. Tatsächlich macht die Klischee-Holland-Rose den Löwenanteil aus (ca. 75%), aber auch der afrikanische Kontinent ist stark im Kommen. Dass der nicht unbedingt bekannt ist für saubere Arbeitsbedingungen – sowohl auf Umweltbelastungen als auch auf Menschenrechte bezogen –, auch das dürfte nichts Neues sein. Daran schließt sich ein Aspekt an, an den man vielleicht erstmal gar nicht direkt denkt: Werden in diesen trockenen und wenig fruchtbaren Ländern Blumen angebaut, dann führt das ziemlich direkt zu Wasser- und Nahrungsmangel. Schließlich muss für Bewässerung gesorgt werden, sonst wird das nix mit der fein roten Rose, und für eine Nahrungsmittellandwirtschaft bleiben schlichtweg keine – wirtschaftlich lohnenden – Ressourcen übrig. Ich könnte jetzt also soweit gehen, zu sagen, jede verschenkte Valentinstagsrose habe einen Afrikaner den Hungertod sterben lassen, aber na ja… Ich will ja niemanden fertigmachen.

Es gibt auch Hoffnung: Fairtrade. Vernunft. Schokolade. Fair Trade-Schokolade. Sowas halt. Tatsächlich wächst der Anteil an fair gehandelten Blumen (wie übrigens auch bei anderen Produkten) stetig und deutlich, aber ich habe den Eindruck, dass den Deutschen da noch ein bisschen das Bewusstsein fehlt, das bei Lebensmitteln immer mehr in die Köpfe vordringt. Man nimmt eben doch noch ganz gerne den Strauß hübscher Röslein im Discounter für 1,99 Euro mit. Dabei bieten die sogar inzwischen Fairtrade an. Augen auf beim Blumenkauf also. Denn die Fairtrade-Produkte haben noch einen Vorteil: Sie sind oftmals nicht so stark mit Pestiziden belastet wie das konventionelle Produkt. Oftmals. Generell aber gilt: Die meisten Rosen sind es eben doch. Und da sollte sich Mann schon genau überlegen, ob er wirklich kniend das Pflänzlein zwischen die Zähne nimmt, um die Verehrte zu beeindrucken. Oder ob es nicht etwas Selbstgemachtes tut.

Zum Beispiel ein Gedicht schreiben, in dem man Rosen – und damit ja letztlich dem Leben – Respekt zollt, oder ein schönes Bild, ein leckeres Candlelight-Dinner, ein Armband, eine Gravur im Ring, ein Liebesschloss,… Es gibt so viele Möglichkeiten. Warum müssen wir Blumen töten? Und warum erfreuen wir uns (kurz) an toten Blumen?

 

Zum Weiterlesen:

 

 

Die Kontraverse: Anglizismen

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Und hiermit…. – Trommelwirbel – …. wird der erste Kontravers-Podcast veröffentlicht: Die Kontraverse. Lauscht gebannt, genießt entspannt, kommentiert! Viel Spaß!

Kleine Anmerkung: In der zweiten Hälfte wird die Audioqualität leider sehr, sehr schlecht. Ich hoffe, als erste Folge ist das noch zu verzeihen, ich gelobe Besserung!

Die Kontraverse: Braucht Deutschland eine Armee?

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Dieses Mal beschäftigt sich die Kontraverse mit der Frage, ob Deutschland eine Armee braucht. Zumindest war das die grundlegende Frage – es läuft allerdings darauf hinaus, was eigentlich Frieden ist, wie man den herstellen kann und ob das Leben ohne Armeen nicht weltweit viel besser wäre. Lauscht rein, lasst euch inspirieren, seid friedlich!

Die Kontraverse: Schadet Political Correctness?

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Dieses Mal beschäftigt sich die Kontraverse mit der Frage, ob Political Correctness Fluch oder Segen ist. Im Gespräch habe ich dafür dieses Mal einen echten Promi :). Nämlich Marius Jung, Buchautor, Comedian, Papi, Sänger, Moderator und vieles, vieles mehr – aber vor allem jemand, der sich nicht zuletzt aus eigenem Interesse seit Jahren in der Thematik engagiert. Also, hört rein, genießt, regt euch auf!

Mehr zu Marius Jung findet ihr hier. Seine Bücher heißen “Singen können die alle: Handbuch für Negerfreunde” und “Moral für Dumme: Das Elend der politischen Korrektheit”.

 

Im Westen viel Neues

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WestenWas mich an der Berichterstattung zu Attentaten so nervt…

Es sind mal wieder Menschen gestorben. Viele Menschen. Unnötig. Grausam. Zu früh. Schmerzhaft für ihre Familien. Weil irgendwer meinte, ein Zeichen setzen zu müssen. Weil irgendwer eine politische oder religiöse Agenda verfolgte. Weil irgendwer meinte, er könne über Leben und Tod entscheiden. Betroffenheit? Massenhaft.

Ich meine das nicht respektlos. Keineswegs. Ich meine das genau, wie ich es sage. Nur finde ich einen Terroranschlag in der westlichen Welt nicht schlimmer als Aids-Tote, Bürgerkriegsopfer in Syrien, tote Kindersoldaten, Ebola-Opfer, beschnittene Frauen in Afrika, auf Minen Getretene,… Ich könnte diese Liste unendlich weiterführen. All das passiert jeden Tag. Es passiert, weil jemand meinte, ein Zeichen setzen zu müssen. Weil irgendwer eine politische oder religiöse Agenda verfolgte. Weil irgendwer meinte, er könne über Leben und Tod entscheiden. Betroffenheit? In Maßen.

Unterschied bemerkt? Na klar! Mein Verständnis dafür, dass wir eben nur in Maßen betroffen sein können, hält sich in Grenzen. Mir ist bewusst, dass wir keine emotionalen Wracks sind, weil wir eben nicht bei jeder Tiefkühlpizza an die verhungernden Afrikaner denken, aber es darf auch nicht sein, dass wir uns selbst so in den Fokus rücken.

Dass bei Anschlägen, Flugzeugabstürzen, Unfällen, Unglücken, Naturkatastrophen,… bei allem immer geschaut wird: Wie viele Deutsche sind betroffen? Wenn es die nicht gibt, dann: Wie viele Europäer? Der gemeinsame Nenner „Mensch“ kommt ganz am Ende – oder gar nicht.

Ich wünsche mir eine Berichterstattung, die neutraler ist. Die Terroristen nicht gibt, was sie wollen: Aufmerksamkeit. Für sich, für ihre Agenda. Oder eine viel ausführlichere Berichterstattung zu all den anderen toten MENSCHEN auf der Welt. Statt einer Informationsplattform dafür, muss ich als Interessent hier selbst aktiv werden. Selbst dann weiß ich aber oft nicht, inwiefern die Daten verlässlich sind.

Dabei sollte doch das Internet genau die Möglichkeiten bieten, die eben in der Zeitung früher nicht denkbar waren: Platz und zeitliche Unabhängigkeit. Hinterfragbare Recherchen, Kommentare. Wo sind hier all die Investigativjournalisten? Und wo sind Henne und Ei? Interessiert es wirklich niemanden, weil es sich um emotionalen Overload handelt (ich schreibe absichtlich nicht Overkill, weil es geschmacklos wäre im Kontext und auch ich meine Grenzen habe)? Oder schreibt niemand darüber, weil alle denken, es interessiere niemanden? Will ich in meinem westlichen Luxusleben wirklich nur darüber nachdenken müssen, ob vegan jetzt besser ist als vegetarisch oder ob ich den Käse mit Paprika oder den mit Bärlauch nehme?

Es geht nicht darum, sich im Elend zu suhlen oder um fehlende Betroffenheit. Es geht um verlässliche, neutrale Informationen ohne westlichen Fokus. Mehr will ich gar nicht. Das wäre für mich ein fairer und respektvoller Umgang mit all den unnötigen Toten. Dann können wir über Ursachen reden. Bowling for a better World.

 

Nur mal zum Reinschauen:

 

Fasten your shopping, please!

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Warum Online-Shopping-Fasten Konsequenzen für mich hat…

Über Sinn und Unsinn religiösen Fastens kann man sicher diskutieren (besonders wenn es um den Verzicht von Wasser im Hochsommer geht). Letztlich tut man aber keinem weh damit, daher sollte wohl jeder selbst entscheiden, ob das was ist oder nicht. Ich habe mich dieses Jahr zum ersten Mal dafür entschieden. Ich habe 40 Tage Onlineshopping-gefastet.

Die Gründe

Nein, ich bin nicht verarmt. Und, nein, ich bin auch nicht kaufsüchtig. Ich habe lediglich gemerkt, dass meine ganzen letzten Onlinekäufe weitgehend blödsinnig waren. Da habe ich an mir selbst sehr gut den Überfluss gespürt, in dem sich große Teile unserer Gesellschaft suhlen. Wie eine dicke, fette, hässliche Warze, die immer schon da war, die man aber gar nicht mehr wahrnimmt.
Wenn wir etwas haben wollen, kaufen wir es uns. Und wir wollen oft etwas haben. Freiwilligen, bewussten Verzicht kennen wir quasi nicht mehr. Natürlich kaufen wir nicht alles, was wir sehen. Und natürlich gibt es finanzielle Einschränkungen, aber dass wir uns wirklich bewusst gegen Herzenskäufe entscheiden, kommt eben doch nicht oft vor. Man gönnt sich ja sonst nichts. Tut man aber eben doch. Eigentlich „gönnen“ wir uns ständig irgendwas. Zumindest wenn wir unsere Lebensstandards mit denen anderer vergleichen. Und „irgendwas“ ist irgendwie oft irgendein Mist. Für mich hieß das: keine unsinnigen Einkäufe mehr. 40 Tage lang. Dass das mit der christlichen Fastenzeit zusammengefallen ist, war im Endeffekt reiner Zufall, passte aber ganz gut, weil man ja doch hin und wieder mal Inspiration erhält und es einen klaren Anfangs- und Endpunkt gab.

Der Anfang

Die Entscheidung war recht spontan gefallen. Entsprechend gab es keine großartige Vorbereitung, keine Vorbestellungen oder ähnliches. Ich hab einfach gestartet. Und ich hätte beileibe nicht erwartet, dass es mir so schwer fällt. Ich meine: Es ging nur darum, mir eben keine Ohrringe, Armstulpen, Wanduhren, wasweißich zu bestellen. Es ging nicht um Essen, nicht um Notwendiges. Nicht um folgende Verwahrlosung. Um kein Leben im Zelt. Nicht darum, Käfer zu essen. Es ging nur um Bullshit-Verzicht. Das war definitiv erschreckend.

Die Verführung

Natürlich gab es sie, diese Momente, in denen ich dachte: „Ach, was soll‘s.“ Es hätte ja niemand gemerkt. Vor allem für mich keinen Gott, der mir am Ende meines Lebens auf die Finger geklopft und gesagt hätte: „Tststs – weißt du noch, 2016? Da hattest du mir Fasten versprochen und dir am Ende doch die niedlichen Schweinchenohrringe gekauft. Die Himmelspforte bleibt verschlossen!“ Zack. Blitz. Bumm. Hölle. Stattdessen gab es keinen Grund, keine Rechtfertigung für mein Fasten. Und entsprechend keine „Motivation“. Außer meiner eigenen Disziplin und dem Bewusstsein, dass es eben doch einen Grund gab, dass es Sinn ergab, was ich da tat.
Aber dann: Newsletter, täglich, Spitzenangebote, Superrabatte, die nur bis XY gelten, Gutscheine, Super-Sales…  Aber: Ich habe es geschafft, habe es durchgehalten. Wie? Indem ich diese Mails einfach irgendwann ganz bewusst ignoriert hab. Rabatt? Haha. Mir doch egal. Löschen.

Das Ende

Heute sind die 40 Tage vorbei. Tatsächlich habe ich trotz all der Verlockungen nicht einmal Schwachsinn bestellt. Ich habe auf diesen Tag hingefiebert. Endlich Fastenbrechen. Und nun? Gar kein Bedürfnis, etwas zu ändern. Was sagt mir das? Ich habe tatsächlich zu viel konsumiert. Verhaltensänderungen und der Verzicht haben scheinbar bei mir zu einem unterbewussten Umdenken geführt. Ich denke nun viel eher darüber nach, was ich wirklich brauche. Und was eben genau nicht. Ich war fest davon ausgegangen, heute online zu shoppen. Nahezu exzessiv. Tue ich aber nicht. Denn eigentlich brauche ich gerade wirklich nichts. Und wenn Fasten das ist, was mit uns passiert – mehr über uns und unsere Bedürfnisse nachzudenken – dann finde ich das eine schöne Sache. Religiös oder nicht.


Hörbücher

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Michael von minimalismus leben und meine Wenigkeit sprechen in der 5. Ausgabe der Kontraverse über Hörbücher: Was macht gute Hörbücher aus? Wann hört man die eigentlich? Und woher nehmen, wenn nicht stehlen?

 

Zum Nach- und Weiterrecherchieren für euch (aus Prinzip ohne die kostenpflichtigen Angebote):

  • vorleser.net – eine Seite mit kostenfreien Hörbüchern (teilweise aufpassen: Dann ist nur der 1. Teil gratis!)
  • onleihe.net – der Verbund der Onleihen und ihre lokale Verfügbarkeit
  • gratis-hoerspiele.de – Seite mit einer Sammlung von aktuellen, legalen Gratis-Angeboten im Bereich Hörbuch und Hörspiel
  • der ARD Radio-Tatort – ca. 1 Stunde hörbarer Ableger der TV-Version
  • Krimikiosk – eine ganz kleine Produktion mit – Überraschung! – Krimihörbüchern (teilweise -spielen) in abgeschlossener oder Serienmanier
  • auf Phonostar werden Radio-Hörspiele gesammelt und können aufgenommen werden
  • zusätzlich lohnt sich der Blick in die aktuellen Streaminganbieter

Oh wie schön ist Panama….

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Panama

Warum mich manche Nachrichten so überhaupt nicht interessieren…

Es geht um Briefkastenfirmen im großen Stil. Es ist ein weltweiter Skandal. Es betrifft riesige Unternehmen. Es geht um Steuerhinterziehung und damit darum, dem kleinen Mann und der kleinen Frau ihr Geld wegzunehmen. Hab ich verstanden. Interessiert mich trotzdem nicht. Obwohl ich weiß, dass das traurig ist, kann ich es nicht ändern.

„Das sind Dinge, von denen ich keine Ahnung haben will“, sangen einst Die Ärzte. Die allerdings redeten da wirklich von irrelevantem Stuss, den die Leute verbreiten. Nicht von nachrichtlichen Skandalen. Mich aber interessieren bestimmte Meldungen eben nicht, wie die oben angesprochenen Panama Papers. Überzeugt davon, dass das, auf unterschiedliche Nachrichten bezogen, allen so geht, frage ich mich also: Wieso?

Gibt es einfach zu viele Nachrichten auf der Welt, die wir wichtig finden sollten? Ist das eine Selektion unseres Kopfes/Geistes/Verstandes/wem auch immer, um nicht vollkommen überfordert zu sein von der Flut an Neuigkeiten und potenziellen Aufregern? Und die Selektion findet dann eben individuell statt? Also, während den einen Günther Jauchs vermeintliche Liebesaffären brennend interessieren und dafür die Flüchtlingskrise überhaupt nicht, sind es bei anderen ganz andere Themen? Je nachdem, wie wir ticken? So nehme ich das zumindest an, ja.

Natürlich finde ich es nicht gut, Steuern zu hinterziehen. Das betrifft sowohl die kleinen Menschen als auch die Big Player wie Herrn Hoeneß. Ebenso wenig gut finde ich es, seinen Partner zu betrügen. Vielleicht finde ich das sogar ein bisschen schlimmer. Und diese Gedanken führen mich wiederum zu folgender Frage: Hängt unsere individuelle Nachrichtenrelevanzeinordnung (ich liebe Monsterwörter) auch von unserem persönlichen Moralkodex ab? Interessieren uns also bestimmte Nachrichten nur deswegen, weil wir ihren Wert, je nach persönlicher Moralvorstellung, höher schätzen?

Ich zum Beispiel würde tausendmal lieber mehr über Afrika informiert werden. Die Kriege, die Konflikte, die Nöte, aber auch das moderne Afrika. Das kommt in den hiesigen Medien alles nur höchst unterrepräsentiert vor. Da fühle ich mich nicht nur uninformiert, sondern auch ungebildet, wenn ich die Information nicht in Eigenleistung betreibe. Dazu allerdings fehlt den meisten meistens die Zeit.

Steuerskandale dagegen stinken dagegen nicht an. Nicht dass ich die als Kavaliersdelikt bezeichnen möchte, aber letztlich ist es doch nur Geld. So ticke ich vermutlich: Ich erkenne die Bedeutung von Geld an, vor allem auch die von Gerechtigkeit, ich sehe auch den Kampf von Goliath und David, der letztlich hinter solchen Meldungen steckt, aber letztlich finde ich Menschenleben einen Ticken interessanter. Zumal in meinen Augen ähnliche Themen dahinterstecken, nur auf viel brutalere und bedeutendere Art und Weise, als dass dem europäischen Mann und der weißen Frau Geld weggenommen wurde.

Vielleicht steckt auch noch etwas dahinter: Nach fast dreißig Jahren auf diesem Planeten bin ich desillusioniert. Ich weiß um die Schlechtigkeit der Menschen. Sie überrascht mich nicht mehr. Und einen Überraschungseffekt sollen Nachrichten bekanntlich immer haben, damit sie relevant für uns sind. Deswegen wird beispielsweise kaum noch über Ebola und Syrien berichtet. Nix Neues. Immer noch täglich Tote. Und daher erscheint es mir als absolut natürlich, dass der reiche Goliath dem armen David immer mehr wegnimmt. Er kann es und ist schlecht. Diese Desillusionierung sollte mich traurig machen. Tut sie aber nicht. Da bin ich ganz in desillusionierter Lethargie: Ändert ja doch nix. Da kann ich auch Janosch lesen.

Surprise, Surprise

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Ü-Artikel1

Warum geplante Überraschung nur so halb klappt…

Wie oft überrascht uns unser Leben eigentlich noch? Gibt es wirklich diese Momente, an denen sich schicksalhaft alles verändert? Und diese kleinen Begebenheiten, in denen uns einfach mal etwas passiert, womit wir wirklich, wirklich niemals gerechnet hätten? Ich glaube, es wird weniger. Warum?

Weil wir unser Leben dank Digitalisierung, To-Do-Lists, der 40-Stunden-Woche und Datingbörsen selbst bis zur Überraschungsunkenntlichkeit verdorben haben. Überraschung hat immer auch etwas mit Spontaneität zu tun: Jemand verlässt seinen normalen Gang. Wenn der Höhlenmensch plötzlich vor einem Bär steht und ihn das total überrascht, dann nicht, weil er noch nie einen Bären gesehen hat, sondern weil auf dieser Strecke normalerweise keiner ist. Der Bär hat seinen gewohnten Pfad verlassen. Warum auch immer, aber er weicht ab und sorgt damit nicht nur für Irritation, sondern auch für Überraschung. Etwas Unerwartetes ist geschehen.
Überraschungen können negativ und positiv sein. Eigentlich aber verbinden wir sie heute hauptsächlich mit Geschenken. Und das ist an sich auch traurig. Es heißt nicht nur, dass wir nicht damit rechnen, dass uns jemand etwas Gutes tut, sondern bestätigt auch einen unangenehmen Konsumgedanken. Überrascht uns nur noch, was Geld kostet?
Natürlich nicht. Wir erfreuen uns auch an den überraschenden guten Taten, die uns mehr oder minder oft widerfahren. Wenn uns im Supermarkt jemand unerwartet vorlässt, wenn wir mitten auf der Straße einfach mal so ein Lächeln bekommen, weil jemand anders gute Laune hat, wenn uns Mutti ein Ü-Ei in die Hand drückt.
Ein Ü-Ei. Aha. Überraschungsei. Ein Produkt, das den Effekt bereits im Namen trägt. Lassen wir mal den Konsumgedanken außen vor, den ich hier gar nicht weiterspinnen will. Aber ist doch interessant, oder? Warum kaufen wir Überraschungseier? Die Schoki gibt es in anderer Form genauso, das Spielzeug ist am Ende meistens – ähm – Schrott. Aber doch greifen wir immer mal zu. Und zwar – Hand aufs Herz – definitiv nicht nur Muttis und Vatis.
Wir inszenieren unsere Überraschungsmomente also. Vermutlich, weil wir irgendwie danach lechzen und im „wahren Leben“, unserer persönlichen Hölle aus Geplantheit, nicht genug davon bekommen. Und aus dem Grund bestellen wir auch Überraschungsboxen. Die gibt es mittlerweile in allen Farben und Funktionen: Mit Essen, Technikgadgets, Alkohol, Schlüppis und Erotikartikeln. Und obwohl ich mehrere angefragt habe, habe ich skandalöserweise „nur“ von brandnooz die Möglichkeit erhalten, mal in diese systematische Überraschung reinzuschnuppern (vielen Dank auch an dieser Stelle!). Brandnooz verschickt Boxen mit – Achtung, Überraschung! – brandneuen Produkten. Das heißt, Lebensmittel, die sich die Hersteller gerade neu ausgedacht haben und die uns zukünftig in den Supermarktregalen beglücken sollen. Als Besteller kriegen wir die insgesamt günstiger, im Abo und natürlich, ohne vorher zu wissen, was drinsteckt. Das ist geplante Überraschung at it’s finest. Und im besten Fall eine Win-Win-Situation für uns alle: Der Hersteller hat sein neues Produkt (erfolgreich) beworben, im allerbesten noch besseren Fall sprechen wir drüber, freuen uns und kaufen es immer wieder, wir haben das Produkt günstiger erhalten und es schmeckt uns im allerbesten noch besseren Fall sogar yummi (oder ist hier der bessere Fall, wenn es nicht schmeckt -> abhängig von der finanziellen Lage, würde ich sagen), und Brandnooz verdient einfach dran – und hat natürlich Kunden glücklich gemacht.
Aber funktioniert das? Freuen wir uns wirklich? Denn das ist ja das, was wir wollen. Niemand sonst überrascht und beglückt uns – also machen wir es uns selbst. Einfaches Prinzip des Nicht-Gruppen-Menschen. Wenn da keiner ist, der mir mal Schoki mitbringt, bestell ich sie einfach selbst. Es ist aber noch viel besser, wenn ich nicht weiß oder ahne, was im Packerl drin ist. So zumindest ja die Grundannahme.
Dennoch behaupte ich: Es funktioniert nur so halb. Schickt uns ein Freund ein Paket, mit dem wir nicht gerechnet haben, dann ist das aufregend. Was hat er uns da gesendet? Was hat er sich dabei gedacht? Womit macht er uns eine Freude? Womit, denkt er, kann er uns eine Freude machen? Da ist ganz, ganz viel Beziehungsebene, die den Paketen abgeht, hinter denen eben nur organisatorischer Konsum steckt. Da ist niemand, der sich Gedanken gemacht hat, womit man uns – persönlich! – eine Freude machen kann, sondern Werbestrategen und Marktforscher. Und letztlich ist uns das bewusst, denke ich.
Dennoch funktioniert es eben halb. Es ist irgendwie cool, plötzlich so eine hübsche Box geliefert zu bekommen, vielleicht noch mit dem Paketboten zu flirten und dann auszupacken. Das hat eben doch den Weihnachtseffekt. Man kann das sicher auch ritualisieren: Ein paar Stunden warten, sie irgendwo platzieren, wo man sie immer wieder sieht, ein Glöckchen klingeln, wenn es losgeht. Und dann ran an die Holzwolle.
Und was war nun mit den Produkten selbst? Die haben mich insgesamt nur sehr mittelmäßig überzeugt. Aber: Das ist auch gar nicht der Punkt in dem Fall. Darum geht es nämlich eigentlich gar nicht. Man nimmt die Produkte anders wahr. Ich genieße sie mehr in dem Wissen, etwas Besonderes, etwas Überraschendes, bekommen zu haben, das ich eben nicht schnöde aus dem Supermarktregal genommen und schnöde wie jeder andere bezahlt habe. Ich habe es günstiger, überraschend und zumindest vorerst exklusiv bekommen. Das macht mich glücklich – halbwegs zumindest. Denn auch hier dürfte gelten: Die Beziehungsebene fehlt. Gefällt uns nicht, was uns der Freund geschickt hat, hat das emotionale Konsequenzen oder wir freuen uns eben trotzdem, weil ER es uns ja geschickt und an uns gedacht hat. An uns individuell. Gefällt uns nicht, was in einer brandnooz- oder sonstigen Box ist, dann ärgern wir uns gegebenenfalls sogar, weil wir ja Geld ausgegeben haben. Oder es ist uns egal.
Fazit: Geplante Überraschung funktioniert nur halbwegs. Und obwohl sie vielleicht Symptom einer krankenden Gesellschaft ist und wir uns einfach viel öfter gegenseitig mit netten kleinen Dingen überraschen sollten, ist sie eine hübsche Idee, unser Leben bunter zu gestalten. Und darum geht’s ha schließlich immer.

Fashion-Victim, du Opfa!

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Zwangsjumpsuit

Warum Jumpsuits für mich die Ausgeburt des Antifeminismus symbolisieren…

Jumpsuits. Ein Anzug, in den man reinhüpft. Meist aus wallenden, bunten, hippieesken Stoffen. Voll bequem. Luftig, locker, leicht, uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Eigentlich müsste das genau meins sein. Und? Was ist? Ich hasse die Dinger. Aus politischen Gründen. Denn sie stehen für mich für die Unterdrückung der Frauen im Sinne der Mode. So, jetzt hab ich’s rausgehauen.

Warum? Weil man mit ihnen nicht anständig auf die Toilette gehen kann. Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, muss man seinen kompletten Oberkörper entkleiden. Denn Jumpsuits sind zwar stylish, bequem und bunt, aber eben auch eins: eins. Einteiler. Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat. Jemand, der nie mal muss (aber: Jeder Hippie muss mal Pipi…)? Ein Mann?
Macht ja aber nix. Mit Frauen kann man (ich lasse das mal in seiner Doppeldeutigkeit stehen) das ja machen. Wir haben schließlich von frühester Kindheit an eingetrichtert bekommen, dass leiden muss, wer schön sein will, dass die Prinzessin ein wallendes Kleid trägt, das sie einschnürt, dass nur lange Haare weiblich sind, wenngleich unbequem, dass Schminken eben dazugehört und sooo viel Spaß macht. Mit uns kann man es nicht nur machen, wir lassen es auch scheinbar gerne mit uns machen.
Und so steht der Jumpsuit für mich dafür, dass wir uns lieber dem Diktat der Mode unterwerfen, als mit gutem Gefühl öffentliche Toiletten besuchen zu können, auf denen der Jumpsuit dann in den Ergüssen unserer Vorgängerin schleift. Ich vertiefe das nicht.
Und so sind wir Fashionvictims, Opfer der Mode, Fashionaddicts, abhängig davon, und wir werfen auch noch lustig, mit diesen Begriffen um uns, als seien sie positiv, als seien sie Auszeichnungen. Wir tragen Playboy-Bunnies, ohne uns Gedanken zu machen, was da eigentlich hintersteht, wir zwängen uns in zu kleine Jeans, wir machen Diäten, wir tragen hohe Hacken. Man hat das eigentlich nicht nötig – Mann hat das viel seltener nötig. Warum eigentlich? Warum sind Fashionvictims und –addicts so oft weiblich? Sozialisation? Schwaches Geschlecht?
Jeder, wie er lustig ist. Hübsch sind die Dinger ja. Ich denke nur: Genauso hübsch wäre eine Wallehose mit Walle-Oberteil. Wieso muss das so zusammenhängen, dass es uns das grundlegendste Bedürfnis der Welt so schwer macht? Und wieso gibt es da eigentlich keinen Aufstand? Kein Twitter-Gewitter? Keine Protestwellen gegen? Oder zumindest eine kleine Klappe untenrum?

Der PONIAFIMIMOB

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serien-aus

Warum ich als Serienjunkie manchmal einfach Schlussmachen muss …

Bekanntermaßen bin ich bekennender Serienjunkie. Das bedeutet nicht, dass mir jede Serie gefällt – wäre ja beim heutigen Übermaß auch arg viel verlangt –, aber viele gibt es eben doch. Das liegt daran, dass ich – Riesenwortspiel – kontravers interessiert bin. Ich bin weder auf Genre festgelegt noch auf ernsthaft vs. Comedy. Das einzige, was ich wirklich per se nicht leiden kann, sind Lacher im Hintergrund. Aber ansonsten bin ich offen. Deswegen schaue ich vieles an, lasse mich auf vieles ein, gucke vieles parallel. Manchmal jedoch, da endet es mit uns, bevor das Staffelfinale gekommen ist.

Warum das so ist, kann mehrere Gründe haben. Der erste ist der PONIA. Der Point of No Interest Anymore. Nehmen wir hierzu Revenge als Beispiel. Eine an sich großartige amerikanische Serie, in der es darum geht, dass eine Tochter ihren Vater auf subtilste Art und Weise rächen will. Irgendwann kommt der Punkt, an dem sie mir nur noch verbittert erschien. Und ich mir dachte: Rache ist zwar schön und gut, aber irgendwann ist es auch mal gut. An diesem PONIA habe ich meine Identifikation und mein Verständnis für die Charaktere verloren und damit für den Sinn der Serie. Folge: Ich hatte keine Lust mehr weiterzugucken.

Grund Nummer 2 ist der MOB, der Moment of Boredom. Das kommt bei mir besonders oft vor. Ich habe nichts gegen Anwalts-, Arzt-, Crimeserien. Natürlich ist mir auch bewusst, dass sich die Struktur hier allein der Logik wegen wiederholen muss. Kein Serienmacher kann heutzutage mehr das Rad neu erfinden. Logisch, dass jede Crimeserie nach dem Schema: Fall-Ermittlungsarbeit-Aufklärung-nächste Folge verläuft. Zusätzlich, um mich als Zuschauer am Ball zu halten, gibt es dann eben noch die Privatgeschichten: Serienheld X verliebt sich in Y, hat AB Probleme, ein schwieriges Verhältnis zu Z und außerdem ist ein Serienmörder hinter ihm her. Alles gut, das macht es ja aus, sonst würde ich ja nicht angefixt, weiterzugucken. Aber den MOB gibt es eben doch. Wenn alles zu langweilig wird, sich zu sehr ähnelt, mich die Zwischenmenschlichkeit wegen fehlender Nachvollziehbarkeit oder Vorausschaubarkeit nicht mehr interessiert, dann tritt er ein. Ganz am Anfang oder auch nach 7 Staffeln.

MI – Missing Identification

Passiert meist schon ganz am Anfang einer Serie. Wenn ich mich partout nicht mit den Charakteren identifizieren kann, dann mag die Geschichte noch so gut sein, wir werden einander nicht beglücken. Bei flachen Charakteren passiert das schnell, aber auch wirklich toll gestrickte Figuren, deren Handlungen und Motivation ich einfach nicht folgen beziehungsweise nicht (mehr) nachvollziehen kann, finde ich doof. Wenn ich aber die Charaktere einer Serie entweder doof oder flach finde, dann scheitert unsere Beziehung zwangsläufig am MI.

FOS – Feeling of Stupidity

Last but not least, das Feeling of Stupidity. Nichts gegen witzige Serien. Serien, die man quasi unter der Dusche gucken kann. Von denen man sich berieseln lassen kann. Das braucht mensch nun mal auch hin und wieder. Aber wenn ich das Gefühl bekomme, die Serie, die ich da gerade gucke, ist NUR doof und NUR Zeitverschwendung, dann geht mir der Spaß doch schnell abhanden. So ein bisschen Denkanstoß gibt sogar die dümmste Serie, die mir gefällt (Scrubs beispielsweise), sodass ich den Eindruck habe, meine Zeit nicht ganz vergeudet zu haben, während ich träge vorm Fernseher hing.

 

Und was lernen wir daraus? Es gibt viele tolle Serien, es gibt viele schlechte Serien. Gut, dass es Gründe gibt, nicht alle weiterschauen zu müssen.

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